Das Genussnetzwerk für Essen, Trinken & Lebensart

Holy Everest in Prenzlauer Berg

4.642
Swadista Nepal = Leckeres Nepal

Das leckerste Nepal in Berlin gibt’s fraglos in der Gleimstraße 54 in Prenzlauer Berg. Anfang August 2019 eröffneten Rajesh Lama und seine Frau Liane Haug dort ein Restaurant, dem sie den Namen Holy Everest gaben. Zur Schutzpatronin erkoren sie Chiyo Miyonma, eine Gottheit, die der Überlieferung nach auf dem „Dach der Welt“ zu Hause ist. Von deren Konterfei war unsere Grafikerin Marie Geißler dermaßen angetan, dass sie es auf unser Titelbild brachte – allerdings mit aktuellem Accessoire.

Rajesh Lama ist übrigens ein alter Bekannter. Weil er seine geliebten Momos – mit Auberginen, Mangold, Spinat und Knoblauch gefüllte Teigtaschen – in Berlin vermisste und natürlich auch Geld verdienen wollte, fertigte er die Spezialität und bot sie auf Wochenmärkten an – auf dem Chamissoplatz und später beim Streetfood Thursday in der Markthalle Neun. Dort hatten wir dann auch unsere erste Begegnung mit ihm und der nepalesischen Küche.


Die Gleimstraße ist kulinarisch bestens aufgestellt. Es gibt Pizza und Pasta, Burritos und Tacos, Falafel und Makali. Und nun gibt es auch die berühmten Momos – fleischig oder vegan, gedämpft, gebraten oder in der Suppe. Und nicht nur die, doch dazu später. Das Holy Everest, der gastronomische Neuzugang in der Gleimstraße, punktet schon mit dem ersten Blick.

Ein heller Raum, die Einrichtung freundlich, die Folklore dezent. Vor allem zwei Frauen, die Architektin Astrid Pankrath und die Designerin Liane Haug, haben hier ganze Arbeit geleistet. Auf der einen Seite Fliesen in vielen Farben, die das bunte Leben auf Kathmandus Straßen symbolisieren. Die raue Wand auf der anderen Seite steht für die Bergwelt des Himalaja.

Dazu goldene Brokattücher an der Decke, dekorative Anspielung an die in Nepal allgegenwärtigen Gebetsfahnen, eine Gebetsmühle und, ein bisschen versteckt, das meterhohe Bild Chiyo Miyonmas, der Schutzgöttin. Ja, ein bisschen Beistand kann der Mensch immer brauchen.


In der Küche des Holy Everest wird Nepali gesprochen – Indiz dafür, dass hier auch nepalesisch gekocht wird. Und so ist es auch. Rajesh Lama und Krishna Rana sind angetreten, uns Flachländern zu zeigen, was den Sherpa stark macht. Dabei verzichten sie auf alle Konzessionen an europäische Gaumen. Sie kochen so, wie zu Hause in Pokhura, Kathmandu oder Janakpur auch gekocht wird. Mit einiger Sicherheit sind sie die einzigen in Berlin, die eine authentische nepalesische Küche offerieren.

Rajesh Lama, der neben seinem Job als Bergführer auch die Mannschaften bekochte, mit denen er im Himalaja unterwegs war, setzt dabei auf 100 Prozent bio. „Unser Reis und die Hülsenfrüchte stammen aus ökologischem Anbau“, erklärt er, „das Gemüse kommt vom Biohof Zielke aus Hägerfelde, das Wasserbüffelfleisch von Sonja Moor aus Hirschfelde, das Lammfleisch vom Gut Darß in Born, unsere ayurvedischen Gewürzmischungen werden von Soul Spice in der Markthalle Neun hergestellt, und was wir sonst noch brauchen, liefert Terra Naturkost.“

Übrigens: Trotz dieser Produktgüte und des nicht unerheblichen Zubereitungsaufwands sind die Preise im Holy Everest dermaßen moderat, dass man dem Team nur raten kann, darüber noch einmal nachzudenken. Vorab gibt es Snacks – dreizehn vegane und drei mit Fleisch – die den Reichtum und die Vielfalt dieser fremden Küche widerspiegeln. Wer sich nicht entscheiden kann, bestellt das Newari Kahja Set – mit oder ohne Fleisch – das ist sozusagen von allem etwas.

Aber Achtung: Nach solchem Entree ist man eigentlich schon satt und müsste dann möglicherweise auf Dhal Bhat verzichten, das aufwändig angerichtete Nationalgericht Nepals: feine Linsensuppe, Reis, gedünsteter Spinat, Gemüse, Tomaten-Achar – eine Art Chutney – Salat und Papadam, knusprig frittierte dünne Fladen aus Linsenmehl. Oder auf Khasi Thali, ebenfalls ein Hauptgericht, zu dem auch Fleisch gehört – ein feines Lammcurry und ein wunderbar würziger marinierter Rettich.


Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass alle Gerichte fast ohne Salz gekocht werden, dafür aber mit einem guten Dutzend anderer Gewürze. Vor allem jedoch mit reichlich Ingwer und Knoblauch. „Nepali bolnu hunchha?“, fragt Küchenchef Krishna Rana, „sprichst du Nepali?“ Ich verneine. Der 50-Jährige grinst: „Dann bekommst du jetzt die erste Lektion – Aduwa und Lahasun – das sind die wichtigsten Wörter. Ingwer und Knoblauch. Die musst du dir merken.“ Täglich verarbeitet er einige Kilo davon, fein in Öl püriert. Nun wissen wir auch, was den Sherpa stark macht…


„Obwohl es unser Restaurant erst seit knapp acht Monaten gibt, hatte es schon viele Fans und wir das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein. Nun ist das alles infrage gestellt. Seit dem 18. März ist das Holy Everest geschlossen, den Minijobbern mussten wir kündigen, für den Rest des Teams Kurzarbeit anmelden. Rücklagen konnten wir in der kurzen Zeit seit der Eröffnung unseres Restaurants noch nicht bilden. Wie viele andere Lokale ist auch das Holy Everest in seiner Existenz gefährdet. Wir haben eine Crowdfunding-Kampagne gestartet (www.startnext.com/holy-everest-braucht-dich), die bis zum 20. April laufen wird. Wer uns helfen will, kann außerdem Gutscheine für 10, 25, 50 oder 100 Euro kaufen: helfen-shop.berlin/holy-everest. Danke. Danyabaad.“

Liane Haug und Rajesh Lama.

 

 

 

 

HOLY EVEREST

Genuss für unterwegs – GARCON als APP

Gleimstraße 54
10437 Berlin-Prenzlauer Berg
Tel. 030 – 26 30 04 23
facebook.com/holyeverest

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, Sie können diese jedoch abmelden, wenn Sie dies wünschen. Akzeptieren Mehr erfahren