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Bar Brass – Genuss und Kunst

Unser Berliner Teller aus unserem Magazin GARÇON Ausgabe Nr.61

2.939

Wir mögen Handwerk. Und deshalb mögen wir auch Restaurants, die Handwerk zelebrieren – wie die Bar Brass in Charlottenburg. Küchenchef Reza Daeinabi, Sous Chef Oliver Frahm und ihre Brigade servieren hier Comfortfood as its best. Keine spektakulären Inszenierungen, sondern eine durchdachte, geschmacksintensive Küche. Zum Beispiel das Perfekt gebratene Wildschweinfilet mit sautierten Pfifferlingen, gegrilltem Grünspargel sowie sous vide gegarten und angebratenen Pastinaken. Einen besonderen Kick liefert Vadouvan, die indische Gewürzmischung aus Zwiebeln, Knoblauch, Kreuzkümmel, Fenchel und Senfsaat (s. Bild oben). Das ist ein Teller, der noch jeden Gast abholt – und deshalb unser Berliner Teller.

„Brass“ wie Bronze

Serviert wurde uns dieser Teller, wie gesagt, in der Charlottenburger Bar Brass. Der Name steht nicht etwa für Brasserie, wie wir anfangs annahmen, sondern kommt aus dem Englischen: Brass wie Bronze, und das macht auch Sinn, denn das Restaurant hat sein Domizil im Noack-Haus – so jedenfalls nennen Anwohner den Gebäudekomplex zwischen Heizkraftwerk Charlottenburg und Sömmeringstraße nördlich der Caprivibrücke. Noack-Haus deshalb, weil hier eines der traditionsreichsten Berliner Familienunternehmen seinen Sitz hat: die Bildgießerei Hermann Noack, mit deren Namen nicht nur Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor und Drakes Viktoria auf der Siegessäule verbunden sind, sondern auch die nach einem Entwurf von Renée Sintenis gefertigten Berlinale-Bären.

Die längst weltbekannte Gießerei wurde 1897 von dem Berliner Bronzegießermeister Hermann NoackⅠ. In der Friedenauer Fehlerstraße gegründet und war dort auch über ein Jahrhundert ansässig. Als der Standort Anfang der 2000er aus allen Nähten zu platzen drohte, entschied sich Urenkel Hermann Noack Ⅳ., gelernter Sandformer und Gießereimechanikermeister, für einen Neubau auf größerem Gelände. Am Charlottenburger Spreebord entstanden in den Folgejahren sowohl eine moderne Gießerei, ein großzügiger Atelierbau, Ausstellungsflächen, ein Verwaltungsgebäude als auch – ein Restaurant. Alles zusammengenommen, ist es das Skulpturenzentrum am Spreebord. „Es soll die Skulptur aus dem Schatten der Kunstgeschichte wieder in den Mittelpunkt der Kunst rücken“, so Hermann Noack Ⅳ. Zur Eröffnung 2009. Mehr dazu bald auf unserer Website…

Eine Familientradition

Mit der Eröffnung der Bar Brass setzte er übrigens eine Familientradition fort. Auch sein Urgroßvater betrieb nämlich ein Lokal, angeblich, weil er für ein ordentlich gezapftes Bier partout nicht mehr als 100 Schritte laufen möchte. Natürlich hat die Bierkneipe von NoackⅠ. Weder ambientisch noch kulinarisch irgendetwas gemeinsam mit dem Edelbistro von Noack Ⅳ. – das wäre dann doch wohl zuviel der Traditionspflege – o.k., Bier gibt’s in der Bar Brass auch.

Das Lokal gehört zu jener Kategorie Restaurants, für die sich durchaus eine weitere Anreise lohnt. Die das gewisse Wohlfühl-Etwas haben. Wo man bei schönem Wetter im gepflegten Garten und ansonsten zwischen viel Kunst an fein gedeckten Tischen von der ersten Minute an entspannen kann. Wo es nie langweilig ist, weil die Küche stets Neues, zuweilen auch Kühnes wagt.

Dort agieren Reza Daeinabi, 52, der gleichzeitig Pächter und Geschäftsführer ist, und der 33-jährige Oliver Frahm an einem maßgeschneiderten Riesentrumm von Molteni, dessen in Messing gegossenes Firmenschild allein 700 Euro kostet. „Das Grandiose an diesem Herd ist seine weiche Wärme“, schwärmt Daeinabi.

BAR BRASS
Am Spreebord 9
10589 Berlin-Charlottenburg
Tel. 030 – 38 30 32 00

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