Henrike Fischer gibt uns einen Einblick über den Traumberuf, und warum sie Bäckerin werden wollte
Auszubildende bei Beumer&Lutum
Traumberuf, na ja. Was Sie machen, hätte ich mir vorstellen können, Recherchen, Interviews, Texte schreiben. Aber nach einem Praktikum beim ZDF in der 9. Klasse war‘s schnell vorbei mit diesem Traum, das erschien mir alles zu hierarchisch. In der 10. Klasse wusste ich dann schon ziemlich genau, dass es ein praktischer, kreativer Beruf sein sollte. Ergotherapeutin oder Tischlerin standen auf meiner Liste. Nun ist es Bäckerin geworden – eine Entscheidung, die ich noch keinen Moment bereut habe.
Henrike Fischer, Auszubildende
Neunzehn Jahre, Henrike lässt uns ein wenig an ihrem Leben teilhaben…
Henrike Fischer ist eine sympathische junge Frau, allürenfrei und ohne vordergründige Auffälligkeiten. Sie mustert ihren Gesprächspartner aus wachen Augen, dann und wann huscht ein ironisches Grinsen in ihr Gesicht, beispielsweise, wenn ihr eine Frage zu banal erscheint oder wenn ihr Gegenüber einen Ausdruck der juvenilen Alltagssprache nicht kennt und um Erklärung bittet.
Ihre Biografie erzählt sich schnell und geradlinig, kein Wunder bei einer Neunzehnjährigen. Geboren und aufgewachsen in Berlin-Pankow, der Vater ist Maschinenbau-Ingenieur, die Mutter arbeitet im Obst- und Gemüsehandel auf dem Großmarkt an der Beusselstraße. Besuch der Kurt-Tucholsky-Oberschule in der Pankower Neumannstraße, Lieblingsfach Latein, Abschlussnote 2,0. Fußballspielerin bei Viktoria Mitte, allerdings ohne größere Ambitionen – sie nennt es „mehr spaßmäßig“ – und Fahrschülerin mit der Hoffnung auf einen baldigen Prüfungserfolg und vielleicht einen Kleinwagen-Sponsor.
Ein Blick hinter die Kulissen
Um 5.00 Uhr morgens herrscht in der Beumer&Lutum-Backstube in der Naumburger Straße, die eigentlich eine Backhalle ist, „strukturierte Betriebsamkeit“. So jedenfalls nennt Jeff Grimm-Lenz das Gewusel, das Außenstehenden ziemlich chaotisch vorkommt.
Wir sprechen mit dem 30-jährigen Berliner, der seit 2012 bei Beumer&Lutum arbeitet und kurz vor seiner Meisterprüfung steht, über die Lehrlingsproblematik. „Die jungen Leute bewerben sich nicht mehr bei uns, wir müssen uns bei ihnen bewerben“, sagt Grimm-Lenz mit Blick auf die Bemühungen, die nicht nur die Bio-Bäckerei unternimmt, um Auszubildende zu finden.
Auch Henrike Fischer wurde erst durch eine Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit und der Jugendberufsagentur im Juli 2022 auf Beumer&Lutum aufmerksam. „Die Präsentation hat mich überzeugt“, sagt die 19-Jährige, „und dass sie sich so viel Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten.“
Mehl abwiegen und Eier aufschlagen, Alltag um 5:00 Uhr am Morgen
Nun geht sie an der Seite von Jeff Grimm-Lenz in der Abteilung Feinbäckerei die ersten Schritte ins bäckerische Berufsleben. Die wirken nicht sonderlich spektakulär. Für eine so genannte Sandmasse muss Henrike Fischer Mehl abwiegen und Eier aufschlagen. Sie wirft einen Blick auf die Rezepttafel: „125 Stück“, sagt sie, „das sind dann 6.250 Milliliter Vollei.“ Was so simpel klingt, erweist sich dann doch als ziemlich langwierige Angelegenheit. „Nimm in jede Hand ein Ei“, hilft ihr der Mentor und zeigt die Technik der Profis. Henrike Fischer probiert es. Kommentar Grimm-Lenz: „Na ja, wird schon.“
Während es beim Aufschlagen von Eiern um Fingerfertigkeit geht, braucht es beim Umwälzen von Teigen Armkraft. Die junge Frau staunt nicht schlecht, wie widerstandsfähig der Apfeltaschenteig ist, dem sie da zu Leibe rückt. Später sagt sie: „Dass Bäckerei ein Handwerksberuf und kein Häkelkurs ist, das habe ich gewusst, deshalb passt das schon.“
Beumer & Lutum
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 9
10969 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 – 25 80 08 72
www.beumer-lutum.de
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