Die Fischerhöfe der Müritzfischer

Wir durften 3 der insgesamt 8 Fischerhöfe der Müritzfischer besuchen  und bekamen tolle Einblicke in die Arbeit der Fischer.

Fischerhof Damerow

Wir fuhren mit Meister Röse von Neubrandenburg zum Jabelschen See. der 37-jährige gebürtige Mecklenburger aus Waren, seit 20 Jahren Müritzfischer, steuert seinen Pick-up mit einem Spezialbehälter am Haken in Richtung Westen – Ziel: der Fischerhof Damerow, direkt am Ufer des Jabelschen See, der mit 2,2km² Fläche zu den eher kleinen Gewässern der Müritzfischer gehört.

Markus Saß, Betriebsleiter des Fischerhofes, erwartet seinen Kollegen bereits. Die beiden Männer kennen sich seit Jahren, viele Worte sind nicht nötig. Röse bugsiert den Spezialbehälter mit den zweijährigen Zandern an das Seeufer, dann werden die Fischchen vorsichtig gekeschert und ausgesetzt. „Früher war der Jabelsche See mal ein Zanderparadies“, sagt Saß, „hoffen wir, dass wir durch den Besatz dieser Zeiten wieder näherkommen“.

Markus Saß, 37, ist gelernter Fischwirt und wäre wahrscheinlich noch heute nur das und nichts anderes. Doch irgendwer erkannte sein Talent als Gastgeber und so managt der Mann seit drei Jahren den Damerower Fischerhof – ein Job, der viele Fähigkeiten und Fertigkeiten erfordert – organisatorische wie kommunikative und kulinarische. Und so ist Saß – wie seine Kollegen auf den anderen Fischerhöfen auch – zugleich Empfangschef, Restaurantleiter, Gegenderklärer, Kinderbetreuer, und, und, und… Die Anerkennung hunderter Besucher, die während der Saison von Anfang Mai bis Ende Oktober in Damerow zu Gast sind, bestätigt, wie gut er diesen multifunktionalen Spagat beherrscht.
Saß macht übrigens auch als Museumsdirektor eine gute Figur. Der Fischerhof Damerow nämlich beherbergt eine durchaus sehenswerte Ausstellung zur Fischereihistorie.

Markus Saß, Betriebsleiter Fischerhof Damerow

Fischerhof Damerow

Am Werder 7d
17194 Damerow

Fischers Land Boek

„Eine Veranstaltung, die 100-prozentig zu uns passt“, nennt Jens-Peter Schaffran das jährliche Abfischfest auf Fischers Land im 250-Einwohner-Dörfchen Boek, dem Tor zum Müritz-Nationalpark. Wir ahnen, was der Geschäftsführer der Fischerei Müritz-Plau mit seiner Formulierung meint: ein Volksfest, dessen Hauptakteure die Fischer sind, wunderbar authentisch und ganz und gar bodenständig. Kein Oktoberfestklamauk, kein Promi-Auftrieb, kein Firlefanz. Antje Bekkert, ausgebildete Restaurantfachfrau und seit 2009 Mitarbeiterin der Tourismussparte des Unternehmens, hat das Fest organisiert, Teichwirt Jan Leheis (s. auch S. 29) wird beim Abfischen Regie führen und Steffen Steinbeck das ganze moderieren. Steinbeck, ausgebildeter Binnenfischer und Betriebsleiter des Boeker Fischer- und Anglerhofs, ist ein bekannter Mann– schließlich ziert sein Konterfei sowohl die meisten Informationsbroschüren als auch die Verpackungen der Müritzfischer-Produkte.

Wie es dazu kam, dass ausgerechnet er zum „Gesicht der Müritzfischer“ wurde, wollen wir wissen. Die Antwort des 60-Jährigen kommt prompt: „Weil ich der Schönste bin!“ Der Graubart beherrscht das Metier der flotten Sprüche ebenso wie das der verständlichen Erklärungen. Routiniert begrüßt er seine Fischerkollegen und die Fischerfreunde aus nah und fern zum 19.Abfischfest der Müritzfischer am letzten Oktoberwochenende 2023. „Nach dreijähriger Pause hatten wir Bedenken, dass es wie beim ersten Fest 2002 werden könnte“, sagt er, „wo 40 Fischer auf 60 Besucher trafen.“
Die gespielten oder echten Bedenken des „Kultfischers“, wie er in den Mecklenburger Medien gerne tituliert wird, sind natürlich völlig unbegründet. Am Ende zählen die Müritzfischer rund 3.000 Besucher, die meisten natürlich aus der Region, viele, aber auch aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin.

Und etliche merken sich das letzte Oktoberwochenende 2024 schon jetzt mal vor – das ist der Termin des 20. Abfischfestes. Andere, wie die Lehrerin Astrid Beck aus Sachsen-Anhalt, die beim Surfen im Internet über die Ankündigung des großen Fischzugs der Müritzfischer stolperte und spontan entschied, nach Boek zu fahren, wollen schon im Frühjahr wiederkommen. „Nachdem ich heute Vormittag erfahren habe, dass auf den Fischerhöfen“ – sie zückt einen Zettel und zitiert – „Eldenburg, Krakow am See, Plau am See, Röbel und Vipperow auch Ferienwohnungen vermietet werden, habe ich diesen Beschluss gefasst.“ Sie weist hangabwärts, wo Jan Leheis und das Team der Teichwirte hunderte zum Teil ziemlich große Karpfen, Hechte, Barsche, Schleie und Welse mit Hilfe eines Hebekeschers auf eine Rutsche befördern und in Hälterbecken sortieren und fährt fort: „Meine Söhne, sehen sie, da unten, direkt an der Sortierrutsche, sind leidenschaftliche Angler und waren von meinem Vorschlag sofort total begeistert.“

„Eine Veranstaltung, die zu uns passt“, hatte Fischerei-Geschäftsführer das Abfischfest am Morgen genannt. Wir ahnten, was er sagen wollte, jetzt wissen wir es. Alles, was wir an diesem Tag erlebten, war nah am Boden, nichts erschien abgehoben, nichts inszeniert, der Charme des Hausgemachten punktete. Dazu gehörte auch, dass nicht nur Betriebsleiter Steffen Steinbeck, sondern viele weitere Müritzfischer in neue Rollen schlüpften: Prokurist Sebastian Paetsch beispielsweise war mit einem Kaviar-Bauchladen unterwegs, sein Kollege Dennis Marusch machte als Angellehrer eine gute Figur – dazu Lehrling Adrian Hartstock als Fischverkäufer, die Männer der Vertriebsabteilung als Suppenköche, die Manufaktur-Mannschaft als Serviceteam im Speisezelt…
In dieses Bild passten auch die Partner der Müritzfischer mit ihren nicht-fischigen Offerten: die Wildmetzger aus Hagenow, die Straußenzüchter aus Wredenhagen oder die Eismacher aus Penzlin.

Steffen Steinbeck, Betriebsleiter Fischers Land Boek und Gesicht der Müritzfischer

Fischers Land Boek

Boeker Mühle 4
17248 Boek

Fischerhof Waren (Müritz)

Eigentlich sollte unsere Stippvisite bei den Müritzfischern mit dem Abfischfest in Boek beendet sein – doch dann hieß es: Ihr müsstet eigentlich noch Jörg Jaenisch kennenlernen, den Chef des Fischerhofs in Waren. Noch ein Fischerhof, dachten wir, wir waren doch schon in Boek und Damerow, unsere Begeisterung jedenfalls hielt sich in Grenzen. Wir ließen uns dann doch mit der Aussicht auf kulinarische Erlebnisse der Extraklasse überreden – zum Glück, denn sonst hätten wir sowohl einen ganz besonderen Backfisch als auch den besten Räucheraal ever verpasst. Und natürlich deren Schöpfer.
Der Fischerhof liegt direkt neben dem Warener Stadthafen und bietet faszinierende Blicke einerseits auf die Müritz, die sie hier „Kleines Meer“ nennen und andererseits auf die Silhouette der 21.000-Einwohner-Stadt, die seit 1999 staatlich anerkannter Luftkurort ist und seit 2012 zudem das Prädikat „Heilbad“ trägt. Wie die anderen Fischerhöfe ist auch der Warener in der Urlaubssaison ein Touristenmagnet.

Hof-Chef ist Jörg Jaenisch. Der auskunftsfreudige und fremdenfreundliche 56-Jährige begann seine Laufbahn 1986 als Hilfsfischer, studierte an der Ingenieurschule im brandenburgischen Storkow, Abschluss als Ingenieur für Binnenfischerei, kehrte in seine Heimatstadt Waren zurück und avancierte bei den Müritzfischern schließlich zum Head of the Set an diesem Fischerhof.
Wir treffen Jaenisch beim Aalräuchern vor einem qualmenden Monstrum. Dabei handelt es sich weder um einen Altonaer Traditionsofen noch um eins der Beelonia-Hightech-Geräte aus dem westfälischen Beelen, sondern um einen ausgemusterten Tresor.
„Beim Räuchern kommt es zwar auch auf den Apparat, mehr aber noch auf die Temperaturführung, die Art des Holzes, das du benutzt und vor allem auf viel Erfahrung an“, sagt er.
Das Fischerfrühstück mit frischem Räucheral und gebackenem Blei – hier Beißbölter genannt und Jaenischs Erfindung – jedenfalls war Genuss pur.

Fischerhof Waren (Müritz)

Am Seeufer 73
17192 Waren

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