Kreta heißt ein Land, das von allen Seiten vom dunklen, weinfarbenen Meer umgeben ist. Es ist fruchtbar und reich, dicht bevölkert, an die neunzig Städte gibt es, und man spricht dort Sprachen aus aller Herren Länder.
Der Bauernmarkt von Réthimno
Der Donnerstagsmarkt nahe der Marina ist zwar in keinem der vielen Reiseführer erwähnt, dennoch gehört er zu den ursprünglichsten Einkaufsplätzen der 25000-Einwohner-Stadt, die seit jeher als das geistige Zentrum der Insel gilt und sich zunehmend auch touristisch mausert.
Auf dem Bauernmarkt allerdings sind die Einheimischen unter sich, einheimische Erzeuger und einheimische Verbraucher. Dementsprechend sind Angebote und Preise, die Kreter sind kritisch, was Lebensmittel betrifft. Neben Obst, Gemüse und Gartenkräutern, die durchaus auch auf einem deutschen Wochenmarkt zu finden sind, werden eine Unmenge von Wildkräutern angeboten, deren kulinarische Nutzung hierzulande fast völlig unbekannt ist: die dornige Wegwarte etwa, die mit Essig und Öl gegessen wird; der wilde Portulak, der mit Gurke und Tomate gemischt wird, Gundermann, Schmerwurz, Wegerich und ein Dutzend weiterer Kräuter, die ausschließlich auf der Insel wachsen. Anthòtiros, Misìnthra und Malàka sind kretische Frischkäse, hergestellt aus Ziegenmilch. Eine Mischung dieser drei Sorten mit drei Eiern ergibt die Füllung für Blätterteigtaschen, die in Olivenöl gebraten werden, Kalitsoúnia heißen und zum Besten gehören, was die kretische Küche kennt. Übertroffen vielleicht nur von Schnecken mit Kartoffeln und Fenchel oder doch von Tintenfisch mit Spinat?