4.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der Haupthalle des Flughafens Tempelhof, rund 180 Aussteller, über 3.500 Fachbesucher, 30 Workshops, 14 Kochshows – das war die Next Organic 2015. Für Jiro Nitsch, Initiator und Organisator der genussorientierten Fachmesse, ein Ergebnis, das die Richtigkeit des Messekonzepts belegt:
„Bereits zum dritten Mal hat diese Plattform nachhaltiges, ethisches und biologisch-landwirtschaftliches Handwerk mit Einkäufern aus der Gastronomie, Hotellerie und dem Feinkosthandel vernetzt und ist damit zu einem wichtigen Aushängeschild für eine ganze Branche gereift.“ Für die vielen Mini-Manufakturen, die auf der Next Organic häufig zum ersten Mal ihre Lebensmittel-Novitäten präsentieren, ist natürlich am Ende des Tages entscheidend, ob und wenn ja, wo sie diese platzieren können. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Start-up-Wettbewerb der Next Organic, der, ebenso wie die Messer selbst, zum dritten Mal veranstaltet wurde. Die Preisträger, darunter neben Jungunternehmern aus Hamburg, dem Schwarzwald und dem Baltikum die Berliner Firma Trenkle Foods, die das gute alte Club-Sandwich neu erfand, indem sie es in veganer Bio-Qualität herstellt, erhielten nicht nur einen der begehrten Messestände, sondern auch viel mediale Aufmerksamkeit. Ob das reicht, am Markt eine Nische zu finden, man wird sehen.
ALTERNATIV
Nadine Förster hatte auf der Next Organic 2015 gut zu tun. Die 35-Jährige Berlinerin stellte Sojaprodukte vor: Drinks und Nüsse – das kennt man – und Soypresso, dabei handelt es sich um ein noch ziemlich neues Kaffeegetränk mit Soja. Hersteller ist das baden-württembergische Hofgut Storzeln, ein Bioland-Betrieb, der mit dem Slogan „Von der Aussaat bis zum Endprodukt“ wirbt. Das Gut, vor 630 Jahren gegründet, hat sich dem Sojaanbau verschrieben. Kultiviert wird die Bohne, die zu den wichtigsten Öl- und Eiweißpflanzen zählt – die weltweite Anbaufläche betrug im vorigen Jahr immerhin rund 103 Millionen Hektar – übrigens in der Hegau, einer Landschaft in der Bodenseeregion, im österreichischen Weinviertel und im Wiener Becken.
VIELFÄLTIG
Fühlen sie sich eingeladen, den reinen Geschmack des natürlichen Glücks mit uns zu teilen – und gemeinsam zu genießen“, hieß es an einem der größten Stände auf der 2015er Next Organic. Viele Gäste nahmen die Offerte von Bio Austria an und testeten Tiroler Lammwurzen, Hildegard- und Heumilchkäse aus Vorarlberg, Bio-Weine aus der Wachau und andere Spezialitäten aus dem Land des Bio-Europameisters. Rund um 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche und Almen Österreichs, das sind über 550.000 Hektar, werden derzeit nach den Regeln des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Und 22.000 Agrarbetriebe halten den Bio-Zug dynamisch auf Tempo, darunter in Deutschland bekannte Unternehmen wie der Biohof Adamah im Marchfeld oder der auf den Anbau alter Getreidesorten spezialisierte Meierhof im niederösterreichischen Waldviertel. Ihr Ziel ist eine natürliche, ressourcenschonende Kreislandwirtschaft, die dem Boden das zurückgibt, was ihm zuvor entnommen wurde. Es liegt auf der Hand, dass unser Nachbarland auch den größten Anteil an Bio-Produkten im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie hat. „Und die Tendenz ist steigend“, heißt es am Bio-Austria Stand, „weil die Konsumenten hier die Gewissheit haben, dass die Natur in der Produktion nicht übervorteilt wird.
NACHHALTIG
Wouter Moekotte ist Holländer und Gründer der Großhandelsfirma bio futura, die nachhaltige Verpackungen und biologisch abbaubare Einwegartikel auf den Markt bringt: Geschirr aus Zuckerrohrfasern, Palmblatt-Schalen, Tragetaschen aus Maisstärke, kompostierbare Müllsäcke aus dem Biokunststoff Mater-Bi, der aus Stärke, Zellulose und pflanzlichen Ölen hergestellt wird. Besonders von Gastronomen und Caterern auf der Next Organic 2015 nachgefragt: Takeaway- und Doggy-Boxen in verschiedenen Größen aus Zuckerrohr und Kraftpapier mit einer kompostierbaren Beschichtung auf Wasserbasis, die sich auch für fettige und flüssige Speisen eignen.