Wenn im SchmidtZ & Ko. inzwischen auch abends das Licht brennt und meist volles Haus ist, so hat das wohl etwas mit den Berliner Bedürfnissen im Allgemeinen und dem Bedarf in Friedenau im Besonderen zu tun.
Es gibt Ecken in Berlin, die sind gastronomisch dermaßen unterversorgt, dass die diversen Stadtteilzeitungen selbst dem letzten Allerweltsitaliener huldigen als habe er gerade den Grand Prix Culinaire gewonnen. Rudow, Buckow und Britz sind solche Gegenden, aber auch – und das liegt nun wirklich nicht auf der Hand – das gutbürgerliche Friedenau.
Und so zog dann auch ein zufriedenes Raunen durchs Quartier als Ende September 2014 SchmidtZ &KO. in der Rheinstraße an den Start gingen. Deren Hauptakteure – Anja und Carsten Schmidt, Weinhändler und Inhaber des Weinladens Schmidt, Ralf Zacherl (im Namen das Z) sowie Mario Kotaska (im Namen das KO.) – hatten mit ihrem kulinarischen Ort allerdings kein Restaurant im Blick, sondern eine vinophile Genusswerkstatt.
Eine Weinbar mit Weinverkauf, natürlich, Weinverkostungen, Weinseminare, dazu eine Kochschule und ein täglicher Mittagstisch für die vielen Büroarbeiter im Friedenauer Kiez.
„Endlich ein Platz im Kiez, der uns den Feierabend versüßt“, jubelt eine Boutiquebesitzerin von nebenan, „keine Trendgastronomie für feinsinnige Sternesucher, sondern eine ambitionierte Küche, die fröhlichen Essern feine Sachen zu fairen Preisen bietet.“ Ihre Begleiterin, Apothekerin aus Tempelhof, ergänzt: „Das ist Alltagsgastronomie ohne Attitüde.“
18:15 Uhr
Auf die Visitenkarte von SchmitZ & Ko. Sind die Öffnungszeiten gedruckt, hier heißen sie allerdings Genusszeiten. Seit 10.00 Uhr morgens werden Weine und Feinkost verkauft. Von 12.00 bis 15.00 Uhr wurde den Business-Lunchern der Gegend ein Mittagstisch serviert, jetzt beginnt das Abendgeschäft.
Die gastronomische Leiterin Maria Hinrichsen, Filialleiter Oliver Budack und Servicemann Maik Omenzetter werden den Abend stemmen. Alle drei sind Gastroprofis, schon ein bisschen rumgekommen in der Welt und gute Botschafter ihres Hauses, das eine neue Form von Gastronomie repräsentiert, die locker-flockig nicht mit nonchalant verwechselt.
18:00 Uhr
Spaß bei mise en place: Ralf Zacherl, wie Carsten Schmidt Geschäftsführer von SchmitZ & Ko., und Küchenchef Marcel Woest, 31-jähriger Niedersachse, hat ein Sieben-Gänge-Kleinigkeiten-Menü entwickelt – einmal alles gibt’s für 49 Euro, mit Weinbegleitung hat man 79 Euro auf der Uhr. Eine mehr als faire Offerte.
Das sehen auch die ersten Gäste so und bestellen das volle Programm. Als die ersten Teller kommen – Rotbarbe, Blumenkohl, Zimt, Haselnuss – wird klar, dass die Woestschen Kleinigkeiten keine Winzigkeiten sind. Die Männer werden sich Zeit beim Essen nehmen müssen. Zeit für Genuss.
19:00 Uhr
Inzwischen haben Restaurantleiterin Maria Hinrichsen und ihr Mitarbeiter gut zu tun. „Vor allem die Weinempfehlungen macht man nicht im Vorbeigehen“, so die 34-jährige Hotelfachfrau, die nach Lehre im Adlon und Tätigkeit im Service des Les Solistes by Pierre Gagnaire im Waldorf Astoria vor zwei Jahren zu SchmidtZ & Ko. kam.
Birgit Staack führt eine Boutique in Friedenau, Christine Ramsbacher ist Apothekerin in Tempelhof. Die beiden Geschäftsfrauen treffen sich regelmäßig auf einen Feierabendwein bei SchmidtZ & KO. und sind des Lobes voll über die vinophile Offerte, die exzellente Küche und den Service: „Maria ist einfach eine Perle.“
20.00 Uhr
In der Küche ist Gasgeben angesagt. Jedes der kleinen, bunten Gerichte ist Versprechen und Erfüllung zugleich. Erfüllung jetzt, Vorfreude aus das, was noch kommt. An der Seite von Marcel Woest übrigens der Neuberliner Jonas Schwarz, 22, Saarländer, der seine Kochlehre in der Traube Tonbach in Baiersbronn absolvierte.
Gedanken am Rande, bevor der nächste Gang serviert wird: SchmitZ & Ko. ist ein wirklich heißer Tipp für Leute, die dem Leben gerne ein paar Besonderheiten abringen wollen. In Begleitung natürlich. Essen mit Wein und Menschen mit Menschen. Hier tritt man nicht ein, isst, trinkt und geht wieder. Hier sitzt man Stuhl an Stuhl mit Fremden und kommt ins Gespräch. Merke: Zum Genuss gehört Kommunikation.
20:30 Uhr
Der nächste Gang, wir haben vergessen, mitzuzählen. Rehrücken, Süßkartoffelcreme, Quitte, Matcha. Auch so eine Kreativ-Geschichte. Intensive Aromen, mutige Würzung, ein klares Erscheinungsbild. Bravo, was die jungen Leute da machen, hat in all seiner Unterhaltsamkeit schon ziemlich viel Stil. Und am Nachbartisch wird Wildschwein aufgetragen – Bäckchen!!! – woher haben sie die denn?
Maria Hinrichsen, „die Perle“, in Aktion, und es ist wirklich wohltuend, dass die junge Frau keinerlei Symptome der Sommelierskrankheit zeigt, die unter Weinkennern grassiert wie ein Erkältungsvirus nach dem Weihnachtsmarktbesuch. Soll heißen: Sie redet nicht über den Silvaner bis der Wein warm ist und das Essen kalt.
21:15 Uhr
Gleich geht die Gänsekeule an den Start. Traditionell mit Rotkohl und Kartoffelkloß. Ein weiteres Indiz dafür, wie gut der Mann sein Handwerk beherrscht. Und wie viel Witz und Esprit seine „Kleinigkeiten“ haben. Dazu kommen – wie gesagt – das einmalige Ambiente, der perfekte Service und die irre Weinauswahl.
Geöffnet haben Weinbar und Restaurant dienstags bis samstags ab 18.00 Uhr. Küchenschluss für die warmen Offerten von Marcke Woest und seiner Mannschaft ist um 21.30 Uhr. Alsodann: Bis bald mal bei Schmidtz & Ko. Auf die Liebe!
Schmidt Z&KO. GmbH
Rheinstraße 45 – 46
12161 Berlin
Tel.: 030 /200 03 95 70