Franzose durch und durch?
Geboren in Strasbourg, Schule in Strasbourg, Lehre in Strasbourg, französischer Pass, französischer Führerschein. Natürlich ist André Michel ein echter Franzose. Zumindest in seiner Heimat könnte es aber schon passieren, dass ihn einer als „le faux français“ tituliert, als falschen Franzosen. Der Grund: Michels Vater ist Bretone, seine Mutter Italienerin… Vor 21 Jahren kam der Koch und Gastronom nach Berlin, machte Station in verschiedenen Restaurants, unter denen das Schlesisch Blau in der Köpenicker Straße nahe des schlesischen Tores sicher das bekannteste war. Schon während dieser Zeit hatte er die Idee eines Markthallenstandes, und als er im vorigen Jahr mit seinem Nachbarn Max Philipp und dessen Partnerin Maja Krzanowski. Er Veranstaltungstechniker, sie Grafikdesignerin. Partner für sein Vorhaben fand, ging es frisch und rasch ans Werk. Der Name des kulinarischen Projektes war schnell gefunden: Der falsche Franzose. Untertitel: Le Meilleur d‘Alsace (Das Beste aus dem Elsass). Der Stand ging dann Ende April an den Start.
Es wird serviert
Michels wichtigste Offerte ist ein Elsass-Klassiker: Tarte flambée, zu deutsch Flammkuchen, wobei die Übersetzung nicht recht zu dem passen will, was der Mann da serviert. Unter einem Kuchen stellt man sich ein Dickerchen vor, viel Teig vor allem. Michels Tarte flambée allerdings ist hauchdünn und auch sonst typisch elsässisch. Mit einer Rahmschicht zwischen Boden und Belag, die in Michels Heimat „Schmeere“ heißt und aus einem Mix aus Crème fraîche, Quark, Schmand, Salz, Pfeffer sowie einem Hauch Muskat besteht. Darauf üppig verteilt: im Normalfall eine halbe Handvoll deftig-rauchiger Bauernspeckwürfel und ebenso viele Zwiebelringe. Das Ganze drei, vier Minuten im heißen Ofen gebacken, fertig. Natürlich gibt es neben der Variante Classique auch einige weitere, auch vegetarische, etwa mit Waldpilzen. Ob so oder so, die Kreationen passen perfekt etwa zur Cremigkeit eines Weißburgunders, und so hört Michel häufig höchstes Lob: „Tarte flambée d´une grande qualité gustative!“
Für die Kunden, nur das Beste!
Für sein Feinkost- und Weinangebot war André Michel wochenlang in seiner Heimat unterwegs. Von Wissembourg und Haguenau im Norden über Strasbourg, Selestat, Colmar bis nach Mulhouse und Altkirch im Süden. „Ich habe dutzende Lebensmittelmanufakturen, Ölmühlen und Weingüter besucht“, erzählt der 60-Jährige, „die meisten abseits der großen Straßen, war in ihren Küchen und Kellern, habe probiert und dann entschieden, welche elsässischen Spezialitäten ich nach Berlin hole. Im Dörfchen Ichtratzheim nur wenige Kilometer südlich von Strasbourg beispielsweise entdeckte er einen kleinen Rilettes- und Terrinenhersteller: „einfach himmlisch, was er macht“. Im westlich der Elsass-Hauptstadt gelegenen Hurtigheim eine Mühle, in der noch Kastanienmehl gemahlen wird: „mal sehen, ob die Berliner sich dafür interessieren“. Und in Hunawihr in der Nähe von Colmar einen der letzten Verjus-Produzenten der Region: „bio und eine wunderbare Essig-Alternative“. „Venez nous voir“, fügt er noch hinzu, „kommen Sie vorbei!“
Der falsche Franzose
Markthalle 9
Eisenbahnstr. 42/43
10997 Berlin (Kreuzberg)