Das Buch der Braukultur

Mareike Hasenbeck hält Hof in Berlin

Mareike Hasenbecks Terminkalender gleicht dem eines Topmanagers: Kapstadt, Hamburg, Stuttgart, London, Madrid, Nashville, alles binnen eines halben Monats – und zwischendurch schnell mal noch für einen Tag Berlin. Die 37-Jährige ist nun nicht etwa chronisch fernwehgeplagt, nein, sie jettet durch die Welt, um beispielsweise bei den Olympics of Beer oder beim African Beer Cup als Jurorin zu fungieren, bei diversen Craft Beer Festivals Vorträge zu halten, Tastings zu leiten, Expertisen abzugeben. Der Berlin-Abstecher diente übrigens Promotion-Zwecken in eigener Sache. Mareike Hasenbeck hat jüngst ihr erstes Buch veröffentlicht – „Bier Unser“, ein Hallelujah den kreativen Brauereien Deutschlands, Österreichs und der Schweiz (Callwey München, 1. Auflage 2023, ISBN 978-3-7667-2621-6). Der opulente 200-Seiten-Hardcover-Band enthält Informationen über das Hobbybrauen, gibt Einblicke in das Thema Bierverkostung und vor allem – er porträtiert 20 angesagte Handwerksbrauereien und deren Gründer.

 

Viel positives Feedback

Die Rezensenten waren sich einig: „Seit Sylvia Kopps ‚Craft-Bier Buch‘, das vor neun Jahren erschien, ist Mareike Hasenbecks „Bier Unser“ eines der schönsten und aufwendigsten Bücher zum Thema Bier.“ Solche Lobeshymnen befördern zwar das Geschäft, ersetzen aber nicht den persönlichen Auftritt der Autorin, ihre Antworten, Erklärungen, Meinungen. Deshalb also der Berlin-Abstecher, mit ein paar Bücherkisten und der Werbetrommel im Gepäck, der Treff mit dem Braumeister Oliver Lemke und einer ziemlich großen Schar von Bierenthusiasten. Auch hier lebhaftes Interesse und anerkennende Statements für Hasenbecks Bier-Werk im Allgemeinen und für ihre Anmerkungen zum Reinheitsgebot und zu Fehlaromen im Bier, den Überblick zur Hopfenforschung und Malzherstellung sowie die Sammlung von Bierweisheiten zum gefälligen Stammtischgebrauch im Besonderen.

Mareike Hasenbeck weiß mehr über Hopfen und Malz als die meisten Männer. Die gebürtige Oberbayerin aus Aying, einer 5.500-Einwohner Gemeinde im Landkreis München, ist diplomierte Biersommelier, DLG-zertifizierte Sensorik-Sachverständige für Bier und Member of the Institute of Masters of Beer. 2017 wurde sie als beste Bier-Journalistin im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet, 2021 gewann sie bei den Deutschen Meisterschaften der Biersommeliers die Bronze-Medaille, wurde für die Weltmeisterschaften im Januar darauf nominiert und schaffte es da – unter 82 Teilnehmern aus 18 Ländern – immerhin bis ins Finale der besten Neun. Als einzige Frau übrigens. „Auch wenn ich dann ausgeschieden bin, kann ich jetzt immerhin sagen, dass ich die beste Biersommelière der Welt bin“, erklärt sie selbstbewusst, „und das klingt auf jeden Fall schon mal ziemlich gut und zeigt, dass wir Frauen auch bei dem angeblich ach so männlichen Thema Bier durchaus mitreden können.“

 

Frauen und Bier?

Wieso angeblich? „Weil es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Frauen waren, die das Bier erfunden haben.“ Tatsächlich „Sogar wissenschaftlich bewiesen. Das erste Bier entstand vor tausenden von Jahren als Zufallsprodukt beim Brotbacken. Und dafür waren in grauer Vorzeit nun mal die Frauen zuständig, während die Männer zur Jagd gingen.“ Auch Mareike Hasenbeck kam mir zufällig zu ihrem heutigen Lieblingsthema. Die eloquente Blondine studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Nordische Philologie, Neuere Deutsche Literatur und Germanische Linguistik, Berufswunsch Journalistin. Nach dem Abschluss als Magister Artium besuchte sie die Münchner Journalistenschule, und als dort die Aufgabe gestellt war, einen Blog zu entwickeln, entschied sie spontan: „Ich schreibe über Bier!“ Ihre Kommilitonen staunten nicht schlecht, auch die Dozenten lächelten milde – von gelegentlichen Biergartenbesuchen mal abgesehen war Mareike Hasenbeck bisher nicht durch besondere Bierliebe aufgefallen, ganz zu schweigen von besonderen Kenntnissen.

 

Die Craft-Beer-Szene

Doch sie hatten wohl nicht mit der bayerischen Hartnäckigkeit der jungen Frau gerechnet. Mareike Hasenbeck brachte feinerhopfen.com an den Start und arbeitete sich learning by drinking in die Materie ein. „Mein Anliegen ist es, einen Fokus auf die spannende Craft-Beer-Szene zu werfen und meinen Leserinnen und Lesern die Welt der Kreativbiere zu erschließen“, schrieb sie damals. Das ist gut zehn Jahre her, ihr Portal zählt inzwischen knapp 1.200.000 Besucher, und die Autoren genießt als Expertin in der Branche mehr Anerkennung als alles bayerische Stammtischpersonal zusammen. Kein Wunder also, dass solche brauenden Branchengrößen wie Einbeck, Giesinger, Hertl, Lemke und Orca ihr bereitwillig Einblicke in ihre Braustätten gewährten und sogar Rezepte zur Verfügung stellten – zur Freude vieler Hobbybrauer. Schade eigentlich nur, dass für die Brandenburger Szene – etwa Thomas Tyrells BrauKunstAtelier in Börnicke – in Mareike Hasenbecks Buch kein Platz war.

ISBN 978-3-7667-2621-6

Preis: 45 Euro

Ein schönes Weihnachtsgeschenk, nicht nur für Männer!

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