Al Contadino – Viva Cassata!
Rosas Dolci im Ristorante Al Contadino Sotto Le Stelle
Mein Gott, sieht die Frau gut aus. Diese Augen, dieses Lächeln, fast wie die junge Lollobrigida…
Rosa grinst. „Magari.“ – „Aber eben nur fast.“ Ok., die Lollo hatte keinen Haushalt zu schmeißen, sich nicht um Zwillinge zu kümmern und musste auch in keinem Restaurant arbeiten. Da ist das „fast“ ja fast ein doppeltes Kompliment.
Rosa Massaro-Bianco ist 41 und kam vor 17 Jahren aus ihrem süditalienischen Heimatdorf Guardia Perticara mit ihrem Mann Mimmo nach Berlin. Mimmo Bianco übrigens ist der Bruder von Pino Bianco und der wiederum hatte in der deutschen Hauptstadt schon Jahre zuvor die Trattoria Muntagnola eröffnet und sie zu einer bekannten Adresse gemacht. Der Umzug war also eine Art Familienzusammenführung.
Rosa kam unter die Fittiche von Pino und Mimmos Mutter, der legendären Mamma Angela. Die erkannte das gute Gespür ihrer Schwiegertochter für die süßen Sünden und brachte ihr alles bei, was Rosa noch nicht wusste. Als deren Mann 1997 in der Auguststraße in Berlin-Mitte das Restaurant Al Contadino sotto le Stelle übernahm, sollte Rosa die Patisserie übernehmen, also die Torten, Kuchen und Desserts zubereiten. Doch die junge Frau verabschiedete sich erstmal in den Schwangerschaftsurlaub. Das hatte einen entscheidenden Vorteil. Da sie viel liegen musste und dabei viel fern sah, lernte sie die deutsche Sprache in hoher Perfektion. „Fernsehen kann eben auch bilden“, sagt sie.
Inzwischen ist Rosa Massaro-Bianco das geworden, was früher schon geplant war – Bäckerin und Spezialistin des Restaurants, annerkannt selbst von den wildesten Küchenmachos. Legendär sind ihre Tortino, kleine Schokoladenkuchen mit flüssigem Innenleben, die sie am liebsten mit weißer Schokolade herstellt und mit Orangen parfümiert. Dazu kommen Klassiker wie Zuppa Inglese, Semifreddo mit Himbeeren,
Panzerotti mit Kastanien oder Crossata mit Ricotta. „Jeden Monat denke ich mir mindestens vier neue Desserts aus oder wandle bestehende Rezepte saisonal ab“, erklärt sie.
So gibt es jetzt beispielsweise Semifreddo mit Feigen und Aglianicosauce. Dafür kocht sie den vollen, tanninhaltigen Rotwein aus Süditalien mit Feigen, Mandeln und Zimtstangen ein, lässt die Sauce abkühlen und serviert sie dann mit dem sahnigen Halbgefrorenen. Ihr Highlight allerdings ist die Cassata, eine kalte Torte. Dazu backt Rosa einen Biskuitteig, den die Italiener „Pan di Spagna“ nennen. Dann wird Ricotta – „am besten ist der aus Schafsmilch“, weiß sie – mit Puderzucker, Orangenabrieb, Schokolade und Stregalikör aromatisiert und gemischt. Strega übrigens heißt Hexe, und bei dem bitter-süßen Likör handelt es sich tatsächlich um ein Gebräu aus mehr als 70 Kräutern und Rinden. Der Biskuitteig wird in Scheiben geschnitten. Rosa legt Portionsformen damit aus, füllt sie mit dem gut abgeschmeckten Ricotta und kühlt das Ganze. Anschließend wird es gestürzt, mit Marzipan überzogen und mit Früchten garniert. Viva Cassata!
Al Contadino
Auguststraße 36
10119 Berlin-Mitte
www.alcontadino.eu
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