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Moustache – Berlins ältestes französisches Restaurant

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Mein Gott, wie lange war ich nicht mehr im Moustache! Wir kamen zufällig vorbei, Gilles saß vor der Tür, rauchte und schwatzte. „Hallo, Gilles!“ „Hallo, bonjour, wie lange warst du nicht hier?“ Wir rätseln beide und einigen uns auf sehr lange, longtenys.

1976 hatte Gilles Papélian das Restaurant in der Charlottenburger Damaschkestraße eröffnet. 1988 Umzug in die Galvanistraße, vor ein paar Monaten der 37. Moustache-Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch zum Titel „Ältestes französisches Restaurant in Berlin“!

Vor 14 Jahren habe ich Gilles Papélian schon einmal interviewt. Wen er gern mal als Gast hätte, habe ich ihn damals gefragt. Seine Antwort: „Die französische Nationalmannschaft.“

Gekloppt hat es nicht, aber ein Bild gibt es unter dem Tresen – Zinedine Zidane, der Weltmeister und Vizeweltmeister sowie dreimalige Weltfußballer und Papélian Arm in Arm. Immerhin. „Tja, das waren noch Zeiten, sinniert der 60-Jährige. Er holt ein Buch – Titel „Mein Berggruen-Bild. Heinz Berggruen zum 90. Geburtstag“.

64 Berliner Persönlichkeiten haben Geschichten über ihre Bekanntschaft oder Freundschaft mit dem Kunstsammler, Mäzen und Berliner Ehrenbürger aufgeschrieben – Richard von Weizsäcker, Christoph Stölzl, Peter Raue und Michael Fernholz, bis 2001 Deutschbänker und Bevollmächtigter des Vorstandes in Berlin. Er schrieb über einen Besuch mit Berggruen im Moustache und dessen Erstaunen darüber, dass es tatsächlich ein Bistro in Berlin gibt, durch und durch französisch, wie in echtes Paris. Papélian ist noch heute stolz auf diesen Satz. Und Fernholz kommt immer noch ins Moustache, heute mit fünf Herren, ein Stammtisch.

Sein neuen Jahren treffen sie sich hier. „Einer, der noch muss und fünf Mobilrentner“, erklären sie. Küchenchef Martineau serviert Hummer Thermidor. Wahrscheinlich gibt es den Klassiker der französischen Küche nur noch im Moustache so klassisch. „Die Sauce Bercy mit gehackten Schalotten, frischen Champignons, Hummerbutter, Cayenne, Senf, Sahne und Cognac ist den jungen Köchen viel zu aufwendig“, so Martineaus Begründung dafür, dass diese früher allgegenwärtige Zubereitung heute nahezu ausgestorben ist.

„Schön, dass es so etwas noch gibt“, sagt einer der Herren, ebenfalls Pensionär, dessen Gesicht und zwar bekannt vorkommt, der aber nichts über sich sagen will. Wir bestellen Gratinierte Zwiebelsuppe, Schnecken in Knoblauchbutter, Kalbszunge mit Kapernsauce und eine Créme brulée. „Au coulis de framboises?“, fragt Gilles. „Gerne mit Himbeeren“, antworteten wir und reden über alte Zeiten.

In der stillen Straße wir es noch stiller, vom Landwehrkanal weht ein Hauch kühle Luft herüber. Wir sind froh, der lauten Mitte für einen Abend entflohen zu sein. „Merci, Gilles, merci Moustache, schön, dass es Dich noch gibt.“ „Jede Generation braucht eben ihre Szene“, sagt einer der Thermidor-Herren…

MOUSTACHE

Galvanistraße 12
10587 Berlin-Charlottenburg
Tel. 030 – 342 30 94
http://www.restaurant-moustache.de/

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