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Restaurant Honca – Anatolia Cuisine

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„Wir sind nach Berlin gekommen, weil die Stadt eine aufregende Metropole ist, wegen der interessanten Messen, die hier stattfinden, überhaupt, weil Berlin in jeder Hinsicht spannend ist“, sagt Murat Ön. Der Mann ist Finanzvorstand der Köprü-Gruppe, einer türkischen Gesellschaft, die in Istanbul zwei Restaurants betreibt, in Berlin vor Jahren das Honça eröffnete und nun plant, auch in Amsterdam, Dubei, London und Zürich mit ihrem Konzept einer modernen anatolischen Küche an den Start zu gehen.Honca001

Wir treffen Ön am Wilmersdorfer Ludwigkirchplatz, im Honça, dem besten türkischen Restaurant in Berlin. Eins der großbürgerlichen Wilmersdorfer Jugendstilhäuser, aufwändig saniert, ein architektonisches Kleinod am Platz, der so eine Art Zentrum im Wilmersdorfer Kiez ist – Kirche, Kneipen, Kinderspielplatz. Man sieht sich, man kennt sich, man trifft sich – gelegenlich auch im Honca, das vor gut einem Jahr hier auf das glücklose italienische Restaurant Folgere folgte. Hinter den riesigen, mehr als mannshohen Fenstern, die sich im Sommer zur Straße hin öffnen lassen, hat sich nun also das Honca eingerichtet.

Das Rückbüffet verschwand, dafür gibt es eine offene Küche, in der Sous Chef Ilhan Ibryamor Vorspeisen und Desserts zubereitet. Weiß gedeckte Tische, ein Weinregal. Nippes-Fehlanzeige. Die Lampen sind ebenso wenig von der Stange, wie die Honca-Platten, die Namensgeber des Restaurants. Beides türkische Manufakturarbeit und die Zierde des Restaurants.

„Honca Tepsi heißt es extra“,

erklärt Restaurantleiter Volkan Kula, 36, geboren in Ankara, gelernter Restaurantfachmann und zeigt ein schweren metallene Tabletts, in das Vertiefungen getrieben sind, die von kleinen Clochen bedeckt werden. „Das Honca Tepsi“, fährt Kula fort, „ist ein Hochzeitsgeschenk des Bräutigams an die Braut. Er füllt in die Vertiefungen verschiedene Getreide- und Reissorten, jede steht für einen Wunsch: Gesundheit, Glück, Geld, Liebe, Erfolg, Kinder. Das ist das Honca.“

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Schön wäre es, denken wir, wenn es diese Erläuterung auch in der Speisekarte gäbe, denn Volkan Kula hat selten genügend Zeit, die Geschichte zu erzählen. „Nein“, sagt er, „über Gästemangel können wir uns nicht beklagen.“ Das liegt sicher auch an der medialen Aufmerksamkeit, die das Restaurant seit seiner Eröffnung genießt.

So wählte es die tip-Speisekarte 2013 zum viertbesten Berliner Abendlokal, und auch der Gault Millau 2013 fand lobende Worte. „Lange haben wir darauf gewartet, dass sich in Berlin, der türkischen Metropole, endlich auch ein gehobenes osmanisches Restaurant etablieren würde, eins, dessen Küche über stereotype Vorspeisen und Dönervarianten hinausführt. Das Honca erfüllt diesen Wunsch mit Bravour…“
Verantwortlich dafür ist Nizar Alazi. Der 25-jährige stammt aus Istanbul und arbeitete die letzten zwei Jahre im Londoner Cipriani, einem der besten, vor allem aber teuersten Italiener der Themsestadt. So teuer, dass Fay Maschler, die Kritikerin des Evening Standard, nach einem Besuch mit dem Blick auf die Rechnung, notierte:“…you´ll cancel that appointment with the plastic surgeon.“

In Honca sind die Preise bezahlbar, so dass man nach dem Restaurantbesuch durchaus noch den Schönheitschirurgen besuchen kann. Der junge Küchenchef und sein Team servieren modern interpretierte türkische Klassiker, die vor allem mit ihrem Aromenreichtum punkten. „Wir bieten Ihnen die Möglichkeit, die über zwölf Jahrhunderte gewachsene und durch viele kulturelle Einflüsse bereicherte Küche Anatoliens zu entdecken“, heißt es in der Speisekarte.
Die Honca004Entdeckungsreise beginnt mit landestypischen Vorspeisen. Unser Favorit ist schnell gefunden. Er heißt Öcce und besteht aus Bällchen, die aus einer Seebarsch- Garnelen- Muschel farce hergestellt sind. Dazu feines Gemüse, ein Gedicht das Gericht.
Das gilt auch für den Tomatensalat, der mit Walnüssen, Granatapfelsirup, gehackter Petersilie und Frühlingszwiebeln gewürzt ist.

Unter den Hauptgerichten punkten die mit Pilzen und Gemüse gefüllte und mit Knoblauch aromatisierte Wachtel und das perfekt gebratene Meerbarschfilet. Bemerkenswert sind auch die Desserts, unter denen uns der mit Harz vom Mastixstrauch gesüßte und mit Waldbeerensauce servierte Milchpudding besonders auffiel. Bleibt unterm Strich: das Honca in Wilmersdorf, wirklich eine gute türkische Adresse.

 

Restaurant Honca

Ludwigkirchplatz 12
10719 Berlin-Wilmersdorf
www.honca.de

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