Ana e Bruno – Istituzione Italiana in Berlin
Mit Superlativen ist das so eine Sache. Der beste Italiener beispielsweise. Für die meisten ist es der, zu dem, sie immer gehen. Il Conte, Il Monte, Il Ponte, der um die Ecke. Das sagen sie ihm auch, und es gibt einen Grappa gratis.
Das tatsächlich beste italienische Restaurant Berlins allerdings befindet sich in Charlottenburg – selbst wenn der Gault Millau 2010 nach Jahrzehnten lauter Lobeshymnen eine kulinarische Krise konstatierte.
1979 kam Bruno Pellegrini aus dem norditalienischen Como nach Berlin, eröffnete neun Jahre später ein Restaurant – das Ugo – und warb mit „italienischer Küche von heute“. Der Padrone servierte Seezunge mit Rhabarbersauce, schwarze Pasta aus frischem Teig mit Sepia und hatte Erfolg.
Der machte mutig, Pellegrinis Abkehr von der Einheitskost vieler – sicher durchaus respektabler – Italiener war vollzogen. Seine Karte bot fortan neben der „Cucina regionale ritrovata“, der traditionellen Küche Norditaliens, auch eine „Cucina creativa“.
„Ein Feuerwerk moderner Mittelmeerküche, bis ins letzte Detail ausgefeilt“, jubelten die Kritiker. Tatsächlich blieb bei Gerichten wie St. Pierre mit Calamaretti, Selleriepüree und Gänselebervinaigrette kein Auge trocken.
Grund genug für die Partner-für-Berlin-Jury, Bruno Pellegrini im Jahr 2000 den Titel „Berliner Meisterkoch“ zu verleihen – als erstem und bisher einzigem ausländischen Gastronomen übrigens, wenn man mal davon absieht, dass Kurt Jäger und Franz Raneburger Österreicher sind. Aber das ist ein anderes Thema.
Inzwischen war aus dem Ugo längst das Ana e Bruno geworden, einer Frau wegen. Als sich Ana und Bruno dann vor zehn Jahren wieder trennten, blieb der Name. 2004 schließlich wurde der Sarde Andrea Girau Küchenchef und beeindruckte mit seiner kreativen und gleichzeitig ungeheuer geschmacksintensiven Küche.
Da ist zum Beispiel die gefüllte Kaninchenroulade mit dicken Bohnen und Rosmarinsauce – ein Gedicht, das Gericht. Oder der gegrillte Felsenoktopus mit Kaisergranat, umbrischem Olivenöl, geschmorten Tomaten und feinem Antischockenkrokant – verlässlicher Höhepunkt eines Menüs. Zumindest bei unserem letzten Besuch also – von Krise keine Spur, weder beim Essen und schon gar nicht bei Pellegrinis Weinkarte. Sie gehört seit Jahren zu den interessantesten und besten der Stadt.
23 Jahre Kampf in der kulinarischen Spitzengruppe, Familie, Freunde und – mit Verlaub – auch nicht mehr der Jüngste: Keiner würde es Bruno Pellegrini übel nehmen, wenn er etwas kürzer treten würde. Das Gegenteil ist der Fall. Der charismatische Vollblutgastronom legt noch einen Zahn zu. „Pellegrini Gusto Italiano“ wird ein Edelbistro auf dem neuen Flughafen in Schönefeld heißen.
Betreiber – dreimal dürfen Sie raten – Bruno Pellegrini. „Nichts gegen McDonald’s, Marché oder Starbucks“, kommentierter seine Entscheidung, „aber zum Airport Berlin-Brandenburg gehört doch auch ein Stück Lokalkolorit.“ Typisch Pellegrini. Abwarten und Tee trinken, das ist nicht sein Ding. Vollgas und Champagner, das schon eher.
Ristorante Ana E Bruno
Sophie-Charlotten-Straße 101
14059 Berlin-Charlottenburg
www.a-et-b.de
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