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Die Tortenkönigin – Hochzeitstorten und mehr

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Um es gleich am Anfang klarzustellen: die Hochzeitstorte auf dieser Seite ist ein Dummy, eine Attrappe. Die Konditormeisterin und Existenzgründerin Katja Liebing hat sie für ein Foto auf ihrer Website „gebaut“, wie es in der Konditsprache heißt. „In echt“, sagt sie, „sitze ich an so einem Teil mit Deko und allem Drum und Dran zwei Tage.“ Kein Wunder, es müssen Tortenböden gebacken, Füllungen hergestellt und es muss – Blume für Blume – die Dekoration gefertigt werden.Vier Böden, „American-Style-Böden“, nennt sie Katja Liebling, müssen mit Hilfe von sogenannten Cake Boards, die wiederum von Dowels, Stiften also, gestützt sind, zusammengefügt werden. „Torten sind Inzenierungen“, pflegte der berühmte Franz Sacher zu sagen und – wir fügen hinzu – auch technische Meisterleistungen. Und wenn die Statik stimmt und die Ästhetik, dann muss das Ding ja auch noch schmecken. Dafür sorgen in erster Linie die Füllungen: Fruchtmousse, Schokomousse, Panna cotta oder was sonst noch so möglich ist.

25 bis 35 Kilogramm, so schätzt Katja Liebing das Gewicht solcher Konditorei-Kunstwerke. Auf deren Herstellung hat sich die Meisterin spezialisiert. Der Name ihrer jungen Firma: The Tiny Cake Boutique.„Schau`n wir mal“, antwortete Katja Liebing auf die Frage, wie sie sich ihre Zukunft als selbstständige Konditormeisterin vorstellt. Klar ist, untergehen wird sie nicht. Was aus einer Konditormeisterin werden kann, wenn es mit den Torten mal passé ist, zeigt beispielsweise die französische Filmkomödie „Paulette“. Grandiose Backkünste und ein ausgeprägter Geschäftssinn bringen die ehemalige Konditormeisterin Paulette aus einem Pariser Vorort auf die Idee, Kekse statt Kuchen zu backen, um ihre Rente aufzubessern…

Die ersten Torten in ihrer Selbstständigkeit entstehen in der Backstube der Kreuzberger Konditorei „Zuckerschock“, die ihre Freundin Marie Cǔni betreibt und die ihr „Asyl“ gewährte. Inzwischen ist Katja Liebings eigene 170 Quadratmeter-Werkstatt fertig, draußen in einem Marzahner Gewerbegebiet, keine 1A-Lage, dafür aber preiswerter als jeder Winzig-Keller in Mitte. „Wer nicht rechnen kann, sollte auf dem warmem Ofen des Angestelltendaseins sitzen bleiben“, so ihre erste Existenzgründer-Erfahrung.

Katja Liebing grinst: „Vorerst setze ich erst mal auf Torten.“ Ihre Spezialität: Designertorten, Motivtorten, Hochzeitstorten und alles, was anders ist als das brave Sortiment jahrzehntelanger Konditorkultur von Lübecker Nuss bis Schwarzwälder Kirsch. „Alle, die was verrücktes wollen, sind bei mir richtig“, sagt sie.

Die ersten Torten in ihrer Selbstständigkeit entstehen in der Backstube der Kreuzberger Konditorei „Zuckerschock“, die ihre Freundin Marie Cǔni betreibt und die ihr „Asyl“ gewährte. Inzwischen ist Katja Liebings eigene 170-Quadratmeter-Werkstatt fertig, draußen in einem Marzahner Gewerbegebiet, keine 1A-Lage, dafür aber preiswerter als jeder Winzig-Keller in Mitte. „Wer nicht rechnen kann, sollte auf dem warmem Ofen des Angestelltendaseins sitzen bleiben“, so ihre erste Existenzgründer-Erfahrung.

30 ist Katja Liebing jetzt, groß geworden in einem Altmark-Dorf, Kochlehre, Wanderjahre. USA, Australien, Schweiz, die Cayman Islands, dann Berlin, Adlon und Swissôtel. 2008 macht sie ihren Meister im Konditoreihandwerk. „Dann habe ich mich gefragt, ob ich das erreicht habe, was mir mal vorschwebte.“ Es folgten endlose Diskussionen, schlaflose Nächte und schließlich die Entscheidung: „Jetzt wage ich`s!“

12.000 Euro Eigenkapital, 10.000 Euro Kontokorrent, 60.000 Euro KfW-Startkredit für Existenzgründer, mit 3,2 Prozent Zinsen, 7.000 Euro Meistergründungsprämie – summa summarum also knapp 90.000 Euro, das müsste reichen. „Ich habe nur gebrauchte Maschinen gekauft und auch sonst jeden Euro dreimal umgedreht, bevor ich ihn ausgegeben habe.“ Doch Backöfen, Maschinen und Werkzeuge sind nicht alles. Marketing muss sein, Buttons, Flyer, ein Internetauftritt, tausend kleine Dinge. „Ein guter Steuerberater ist Gold wert“, so ihre zweite Existenzgründer-Erfahrung. „Wenn ich meine Steuerberaterin nicht hätte, wäre ich heute nicht dort, wo ich bin“, fügt Katja Liebing hinzu.

Endlich reden wir auch über Torten, wobei die Frage bleibt, was tatsächlich spannender ist. Die Vermutung, dass es sich mit den feinen Konditoreiprodukten ähnlich verhält wie mit klassischer Musik – nur keine Experimente, und nix wie weg, wenn statt Beethoven Hindemith erklingt – kann Katja Liebing nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Die Tortenschaffende setzt auf ungewöhnliche Ideen, handwerkliche Fertigkeiten und natürlich auf guten Geschmack – und ihre Kunden folgen. Bernhard Lamprecht, deutscher Konditorpapst, formulierte bereits 1950 die Dreiheit von Materialschönheit, Materialreinheit und Materialgebundenheit. Eine Tortentheorie, der auch Katja Liebing anhängt.

The Tiny Cake Boutique

Wolfener Straße 32-34/Haus E
12681 Berlin-Marzahn
Tel. 030 – 74 78 96 00
www.thetinycakeboutique.com

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