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Indisch am Kudamm

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Oft genug zeichnet sich der Inder „an der Ecke“ neben klischeetypischer Einrichtung auch durch einen leicht penetranten Gewürzgeruch aus, der einem schon beim Betreten in die Nase zieht und sich sowohl in der Kleidung als auch im Geschmack des Speiseangebots niederschlägt. Was auf der Karte an vermeintlicher Spezialitätenvielfalt angepriesen wird, entpuppt sich meist als immergleiches Potpourri aus Nullachtfünfzehn-Curry und Tandoori-Paste aus der Tüte. Überlange Garzeiten in gewürzüberladenen Marinaden rauben den Zutaten meist ihren Eigengeschmack und lässt alles ähnlich schmecken, gleich was man bestellt hat. Am Ende dominiert dieser grobe Geschmacksfilm aus Kreuzkümmel, Kardamom und Tamarinde, der den Gaumen betäubt.

Ganz anders im Indus am Kurfürstendamm: Schon die Dekoration im schicken, loungeartig eingerichteten Restaurant ist reinste Schmeichelei fürs Auge. Das Foto eines wild aussehenden Rotbärtigen erinnert an die berühmteste Musikerlegende aus dem Indus-Tal. Daneben glitzern metergroße Goldreliefs mit Wasserbüffel-Emblem an den Wänden. Es ist jener Büffel, der die Ufer des Indus bevölkert, dem Fluss, der sich vom Himalaya-Gebirge bis zum Arabischen Meer erstreckt.  Das tierische Wahrzeichen spiegelt die länderübegreifende Speisenausrichtung wider, mit der sich das indische Restaurant geschmacklich von seinesgleichen abhebt.

Shahid Riaz

Im Indus wird also Fusionsküche serviert. Dahinter verbirgt sich ein Mix klassischer Zubereitungstraditionen aus der pakistanischen, indischen und britisch-indischen Kolonialküche. Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte und Gemüse werden ausschließlich auf dem Grill zubereitet, was durch die kurze Garzeit viel Eigenaroma und Bissfrische garantiert. Alle beim Anrichten hinzugegebenen Saucen sind hausgemacht.

Selbst die aus 14 Gewürzkomponenten bestehende Currymarke wird eigenhändig abgemischt. Für den geschmacksstimmigen Crossover seiner Fusionsküche hat sich Restaurantbesitzer Shahid Riaz, 38, mit drei berufserfahrenen Köchen gerüstet: Der aus London stammende Bobby ist Chef am Grill und sorgt für den typischen englisch-indischen Kolonialküchen-Pfiff. Für die Brückenschläge zwischen klassischer indischer und arabischer Kochkultur ist der Hussain zuständig, dessen feine Nase auch das hauseigene Gewürzdepot dirigiert.

Dritter Mann am Herd ist der Berlin-Inder Smiley, der als Saucen- und Marinaden-Experte das „flüssige Fundament“ und die i-Tüpfelchen aller Speisen verantwortet. Für Indus-Inhaber Shahid Riaz, der in Berlin groß geworden ist und an der Humboldt-Universität Agrarwissenschaften studiert hat, ist das erste eigene Restaurant die Erfüllung eines langgehegten Lebenstraums. Mit seiner Entscheidung, diesen nicht irgendwo in Mitte sondern am Kurfürstendamm zu verwirklichen, trägt der Quereinsteiger durchaus zur gastronomischen Belebung der schönsten Berlins bei. Und genau das hat der Kurfürstendamm nötig.

Restaurant INDUS

Kurfürstendamm 100
10709 Berlin
Tel. 030 – 31998120

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