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Wer mit langer Brennweite auf die österreichische Landwirtschaft blickt, entdeckt viele Besonderheiten: die kleinen Bauernhöfe, die vielen Tiere auf Weiden und Almen, den schonenden Umgang mit dem Boden. Alte Rassen und Sorten werden nicht verbannt, sondern hofiert – sowohl durch den aufgeklärten Konsumenten, aber auch ganz offiziell. Da gibt es beispielsweise die geschützte Marke „Genussland Österreich“. Sie trägt dazu bei, besondere Kulturlandschaften zu erhalten und zu stärken. 110 mal wurde das Prädikat bisher verliehen – an Regionen, die für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und für traditionelle Spezialitäten stehen. In zwei Folgen stellen wir Ihnen Beispiele vor.

Schmales Gesicht, hohe Stirn, randlose Brille – auf den ersten Blick wirkt Richard Dietrich nicht wie ein Land-, sondern wie ein Geistesarbeiter. Doch wie es häufig mit solchen Klischees ist, auch dieses stimmt eben nicht. „Sowohl als auch“, erwidert Dietrich auf die Frage, ob er sein Geld mehr mit dem Kopf oder eher mit den Händen verdiene.

Der …-Jährige aus Lauterach, einen Ort im westlichsten Zipfel des Bundeslandes Vorarlberg nahe des Bodensees, ist promovierter Gartenbauingenieur, engagierter Landwirt und Obstbauer, versierter Autor, und in allem ein Mann mit Grundsätzen. Biodiversität, Arten-, Sorten- und Geschmacksvielfalt also, ist eins seiner Lieblingsthemen.  Regionale bäuerliche Vermarktungsstrukturen sind ein zweites. „Um nicht in einen globalen Einheitsbrei unterzugehen, ist es wichtig, zerstörte Kreisläufe wieder aufzubauen, den kulinarischen Reichtum der Regionen zu stärken und deren Traditionen zu achten“, sagt er.

Zu den traditionellen Produkten seiner Vorarlberger Heimat gehört der Riebelmais, ein weißer Hartmais, der seit etwa 350 Jahren im gesamten Rheintal angebaut wird. Sowohl auf der Schweizer als auch auf der österreichischen Seite galt er als „Brot des Rheintals“ und war wichtiges Grundnahrungsmittel der bäuerlichen Bevölkerung. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdrängten billige Weizenimporte und ertragsstarke Hybridmaissorten aus den USA das Uralt-Getreide zunehmend vom Markt. Eine Entwicklung übrigens, die genauso auch in Deutschland vonstatten ging, wo im benachbarten Bayern beispielsweise heute auf über 70 Prozent der Äcker Hybridmais wächst, die neue Monokultur zur Erzeugung von Biogas.

Männer wie Richard Dietrich ist es zu verdanken, dass der Riebelmais wieder kultiviert wird und die grob vermahlenen Körner ihren angestammten Platz in den Küchen Österreichs und der Schweiz zurück eroberten. Slow Food Austria nahm die alte Kultursorte in ihre Arche des Geschmacks auf; in der Schweiz steht sie im Register der AOC- (Appellation d’origine contrôlée) oder IGP- (Indication géographique protégée) geschützten Produkte. Das ist nicht nur eine Verbeugung vor der Tradition. Der Riebelmais hat auch geschmacklich und ernährungsphysiologisch einiges zu bieten. Das belegt zum Beispiel eine Untersuchung der Schweizer Pädagogischen Hochschule St. Gallen, die vor allem den höheren Magnesium- und Kaliumgehalt im Vergleich zu herkömmlichen Maissorten hervorhebt und zum Beispiel Polenta aus Riebelmaisgrieß besonders für die Sportlerernährung empfiehlt. Das belegen aber auch Spitzenköche der Region, die den Wert des geschmacksstarken Riebelmaises erkannten und ihn auf ihre Speisekarten setzten.

www.dietrich-kostbarkeiten.at

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