Saft im Trend
Die Rote Sternrenette ist der Lieblingsapfel von Peter van Nahmen oder zumindest einer seiner Lieblingsäpfel, denn da gibt es durch den „Kaiser-Wilhelm-Apfel“ mit seinem himbeerartigen Geschmack, den erfrischend säuerlichen „Schönen von Boskoop“, den „Purpurnen Spartan“, der aus Kanada stammt und seit Anfang der 1930er Jahre in Deutschland verbreitet ist sowie etliche andere, zumeist alte Sorten.
„Aber die Rote Sternrenette ist trotzdem etwas Besonderes“, sagt Peter van Nahmen. Was ihre Sortenmerkmale betrifft, scheint sie erstmal eher braver Durchschnitt. Die Frucht mittelgroß, hin und wieder mit Warzen; die Schale glatt, trocken und von scharlachroter Farbe; das Fleisch süßsäuerlich und schwach aromatisch. Und dann auch nur mäßig saftig. Aber da ist eben noch etwas anderes. Die Rote Sternrenette, die bereits um 1850 erstmals ausführlich beschrieben wurde, galt über ein Jahrhundert lang vor allem in van Nahmens Heimat, der Niederrheinregion nahe der holländischen Grenze, wegen seiner roten Schale als klassischer Weihnachtsapfel.
Er schmückte Christbäume, zierte bunte Süßigkeitenteller, und es gab Zeiten, da hatten Eltern als Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder nur diesen Apfel und eine Handvoll Haselnüsse. Der 73-jährige Rainer van Nahmen kann sich noch daran erinnern, sein Sohn Peter, 43, kennt das nur aus Erzählungen. Die beiden Männer leiten einen Familienbetrieb, dessen Geschichte fast 100 Jahre zurückreicht und immer mit dem Obstreichtum der Gegend verbunden war.
Die Privatkelterei van Nahmen in Hamminkeln war lange eine von rund 400 Fruchtsaftherstellern in Deutschland, nicht besser und nicht schlechter als andere, die Lohnmosterei das Hauptgeschäft des Unternehmens, sein Name bestenfalls zwischen Bocholt, Borken, Diuslaken und Kleve bekannt. Dass van Nahmen-Säfte heute in deutschen Spitzenrestaurants, etwa dem Vendôme im Grandhotel Schloss Bensberg, der Résidence in Essen-Kettwig dem Margaux und der Quadriga im Hotel Brandenburger Hof in Berlin auf den Speisenkarten stehen und selbst den Gästen des Bundespräsidenten serviert werden, hat etwas mit einer konsequenten Entscheidung von Rainer und Peter van Nahmen zu tun. Senior- und Juniorchef beschlossen Mitte der 1990er, Fruchtsäfte aus alten, regionalen Obstsäften zu keltern, wenn irgend möglich, sortenrein.
„Es war eine Entscheidung für Nachhaltigkeit und Natürlichkeit und gegen die Exotik von Maracuja bis Papaya, die damals begann, den Markt zu überschwemmen“, resümiert der promovierte Betriebswirt Peter van Nahmen heute. Es begann mit dem Apfelsaft von Streuobstwiesen, das Obst dafür kam aus der unmittelbaren Umgebung und dem angrenzenden Münsterland. Van Nahmen intensivierte die Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund, entwickelte das sogenannte Aufpreismodell, das heißt, für Streuobstäpfel zahlt die Kelterei deutlich mehr als für Plantagenobst und investierte in „Verpackung“ und Marketing.
Van-Nahmen-Produkte – insgesamt gehören derzeit rund 30 verschiedene Obstsäfte und –nektare zum Sortiment, – werden in helle Bordeaux-Flaschen gefüllt, der simple Schraubverschluss ist unter einer cremefarbenen Kappe mit goldenem Schriftzug versteckt und das schlichte Etikett ähnelt dem, was Winzer heute ihren besten Gewächsen verpassen. „Am Anfang aber steht der Geschmack“, heißt es in Hamminkeln.
Privatkelterei van Nahmen
Diersfordter Straße 27
46499 Hamminkeln/Niederrhein
Tel. 02852 – 960 990
www.vanNahmen.de
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