Was bringt die Schotten aus der Ruhe?
Die Schotten sind in der Regel ein bodenständiges, glamourfreies, sparsames Völkchen. Und es muss schon etwas total Außergewöhnliches geschehen, um diese Regel außer Kraft zu setzen. Etwas, dass die schottische Seele dermaßen in Wallungen bringt, wie die Aufnahme des Nationalgerichts Haggis ins kulinarische Welterbe. Oder, wie vor einigen Monaten tatsächlich geschehen, die Proklamation des ältesten Whiskys der Welt, The Macallan The Reach.
Woher kommt der älteste Whiskey der Welt?
Herkunft: das Dörfchen Craigellachie in der nordostschottischen Council Area Moray und die nahe des Ortes gelegene Brennerei Macallan. Dort wurden Ende 1940, kurz vor der amtlich verordneten kriegsbedingten Schließung der Brennerei, noch mehrere Eichenfässer mit Whiskey befüllt und zur Reifung gelagert. Nach der Wiedereröffnung der Brennerei 1945 wurde der Inhalt dieser Fässer verkauft. Ein Fass allerdings blieb unangetastet, genau 81 Jahre lang.
Zeit für die Flasche!
Im vorigen Jahr dann entschied Macallans Master Whiskey Maker Kirsteen Campbell: „Jetzt wird abgefüllt!“. Kaum verkündet, war Schottland schier aus dem Häuschen, der Rest des Vereinigten Königreichs folgte, und binnen weniger Tage erfasste der Hype auch die übrige whiskeytrinkende Welt. Interviewbitten, Preisanfragen, Kaufgesuche – The Macallan The Reach 81yo war zumindest im übertragenen Sinn in vieler Munde, auch in Deutschland.
Ausstellung für handverlesener Kenner
Das KaDeWe durfte den ältesten Whiskey der Welt ausstellen, und eine Schar handverlesener Kenner hatte Gelegenheit, sich während einer ganz und gar unschottischen Show (nix von glamourfrei und schon gar nix von sparsam) dem sagenhaften Single Malt zu nähern. Selbst die meisten der eventerprobten Gäste dieses Spektakels staunten nicht schlecht, was da im Schlosshotel Grunewald aufgefahren wurde – Deko vom Feinsten, Menü dito, Service der Superlative und eine Performance wie von einem anderen Stern.
Einladung zu einem Stück Geschichte
Dementsprechend war in der auf feinstem Bütten gedruckten Einladung auch von einem „außergewöhnlichen Moment der Zeitgeschichte“ die Rede. Selbst wenn das ziemlich abgehoben klingt, ein Highlight war die von Frederick Wettey moderierte, von Kimberley Chaudron choreografierte und einer internationalen Tanzkompanie realisierte Licht-Erblickung des Super-Liquids allerdings schon.
Unantastbare, gar flüssige Kunst
Natürlich kam das Objekt der Blickbegierde (Berühren verboten!) nicht als simple Putte daher, sondern als mundgeblasener Dekanter, den drei bronzene Hände halten – eine Skulptur der schottischen Künstlerin Saskia Robinson. Ein Tasting übrigens blieb nur Master Maker Kirsteen Campbell und anderen Macallanern vorbehalten. Ihre Expertise: „Seine kastanienbraune Farbe ist der erste Hinweis auf die Tiefe dieses Whiskys. Er bietet Noten von dunkler Schokolade, süßem Zimt und Torf, die zu Sirup-Toffee, die kristallisiertem Ingwer und gegrillter Ananas führen und in einen süßen, rauchigen Abgang übergehen.“
81 Jahre reifer Schotte
228 Flaschen The Macallan The Reach 81 yo wurden abgefüllt. Eine davon wird im Raritäten-Safe der schottischen Brennerei aufbewahrt, die übrigen 227 inklusive der bronzenen Hände und einer handgeschreinerten Schatulle aus einundachtzig Jahre altem Ulmenholz fanden schneller Käufer als der Name des weltweit ältesten Whiskys aufgeschrieben ist – trotz des Stückpreises von 92.000 britischen Pfund (110.000 Euro). Wie profitabel dieses Investment für die Käufer war, zeigte sich inzwischen bei einer Sotherby´s-Auktion. Die Flasche Nummer drei wurde dort angeboten und von einem englischen Privatsammler für 300.000 Pfund (343.000 Euro) ersteigert.
Für die illustren Gäste des Mega-Events im Schlosshotel Grunewald wurde übrigens The Macallan 12 Years Old Double Cask serviert. Das ist das Brot- und Buttergeschäft der Schotten – und Deutschland ein Markt mit Reserven…
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