Food Assembly, die „Lebensmittelversammlung“, ist ein Projekt, das vor fünf Jahren von den Franzosen Guilhem Chéron und Marc-David Choukroun ins Leben gerufen wurde. Ihre Idee: Lebensmittelerzeugern und Verbrauchern mit Hilfe des Internets und der sozialen Netzwerke eine neue Möglichkeit der Ernährung zu bieten.
Damit es funktioniert, braucht es einen Assembly-Gastgeber, in Berlin sind das beispielsweise Bioläden, Bäckereien und Cafés. Der Gastgeber nimmt Kontakt zu kleinen regionalen Erzeugern auf – Bauern, Imkern, Käsern, Ölmüllern – und gewinnt Assembly-Mitglieder, die deren Produkte kaufen wollen. Die erhalten von ihrem Gastgeber nun jede Woche per Mail eine Angebotsliste mit Preisen und Mindestbestellmengen. Geordert wird dann per Internet, die Abholung erfolgt an einem festgelegten Tag beim Assembly-Gastgeber.
Dort sind dann auch die Erzeuger vertreten, es gibt die Möglichkeit für Gespräche, Anregungen und Kritiken können diskutiert werden. Das klingt zwar erstmal ziemlich kompliziert, ist es aber nicht. Allein in Berlin gibt es inzwischen ein gutes Dutzend solcher Assemblies, im Gründerland Frankreich sind es bereits rund 750.
Die deutsche Food-Assembly-Zentrale befindet sich auf einem Hinterhof in der Neuen Schönhauser Straße, in Berlins Mode-Mitte.
Veronica Veneziano leitet den Laden, sie ist Netzwerk-Koordinatorin.
Die 39-Jährige stammt aus Turin, hat in Köln und Berlin Germanistik studiert und zuvor sechs Jahre lang für Slow Food International gearbeitet. Die Arbeit für Food Assembly sieht Veronica Veneziano als neue spannende Herausforderung. „Food Assembly verbindet die Online-Direktvermarktung hochwertiger regionaler Lebensmittel mit der Schaffung lokaler Erzeugermärkte, auf denen sich Produzenten und Kunden begegnen“, so formuliert sie die Aufgabe des Projektes.
Es ist langfristig angelegt, kein „Schnellschuss“ ausschließlich renditeorientierter Händler, sondern ein neues Modell der Direktvermarktung und eine neue Form von Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften.
Veronica Veneziano nennt es „ein soziales und solidarisches Start-up“. „Weil Food Assembly den Erzeugern Mittel zur Unabhängigkeit bereitstellt und den Konsumenten ‚besseres Essen‘ anbietet.“
„Food Asssembly ist ein neues Modell der Direktvermarktung, das vor allem kleinen bäuerlichen Erzeugern und Lebensmittel-Handwerkern einen fairen Marktzugang ermöglicht“, so Sabine Toepfer-Kataw, Berliner Staatssekretärin für Verbraucherschutz auf der Food-Assembly-Eröffnungsveranstaltung in der Arminiusmarkthalle. Gastgeber hier sind die Händlerin Simone Nuss und der Produzent veganer Spezialitäten, Martin Dieckhoff. Sie organisieren fortan jeden Dienstag einen zweistündigen Abhol-, Präsentations- und Gesprächsmarkt, der die Teilnehmer nicht zwingt, den ganzen Tag einen Stand zu betreiben – denn bestellt wurde ja per Internet.
Für Stefan Schulz vom Biohof Apfeltraum in Eggersdorf, Sepp Steinbrecher, Betreiber der Havelländischen Hofkäserei in Garlitz und für die anderen Lebensmittelproduzenten ein unschätzbarer Vorteil: „Wir können besser planen, und das Risiko, mit halbvollen Kisten nach Hause zurückzufahren, entfällt.“ Gastgeberin Simone Nuss weist außerdem auf das faire und für alle Kunden transparente Geschäftsmodell von Food Asembly hin: „Die Ezeuger legen den Preis für ihre Waren selbst fest, auch der Verkaufserlös fließt ihnen direkt zu. Lediglich 8,35 Prozent vom Umsatz vor Steuern gehen als Gebühr an Food Assembly und an den Gastgeber des Marktes.“ An Maximalgewinnen interessierter Zwischenhandel ist hier ausgeschlossen.
Food-Assembly-Bauern-Märkte in Berlin (Auswahl):
Willner-Brauerei
Berliner Straße
13189 Berlin-Pankow
Jeden Donnerstag, 17-19.00 Uhr
Himmelbeet
Ruheplatzstraße 12
13347 Berlin-Wedding
Jeden Mittwoch, 18-20.00 Uhr
Betahaus
Prinzessinnenstraße 19-20
10969 Berlin-Kreuzberg
Jeden Donnerstag, 17-19.00 Uhr
Endorphina-Bäckerei
Elsenstraße 52
12059 Berlin-Neukölln
Jeden Dienstag, 17-19.00 Uhr
Agora
Mittelweg 50
12083 Berlin-Neukölln
Jeden Mittwoch, 17.30-19.30 Uhr
Acud
Veteranenstraße 21
10119 Berlin-Mitte
Jeden Mittwoch, 18-20.00 Uhr
Lisboa
Krossener Straße 20
10245 Berlin-Friedrichshain
Jeden Dienstag, 18-20.00 Uhr