Slow Food Polska
Kulinarisch gut informierte Deutsche kennen natürlich Bündner Fleisch und Wiener Beuschel; sie wissen, wozu man Noilly Prat benutzt und was man mit Lardo di Colonnata macht. Aber Fasola Korczynska, Kiebasa Lisiecka oder Miód Kurpiowski – Schulterzucken, Fehlanzeige. Marco Foelske kennt diese Reaktionen. Der General Manager des Sheraton Hotels in Poznan lebt seit vier Jahren in Polen und wird seitdem nicht müde, polnische Lebensmittel zu loben. „Vor allem eine Reihe alter Gemüsesorten, Gurken, Kohl, Kartoffeln, das Fleisch von Zlotnicka-Schwein, einer polnischen Landrasse, Wurstwaren und Käsespezialitäten können geschmacklich in Europa durchaus mithalten.“
Das ist auch der Grund, weshalb sich Foelske nicht nur dafür, sondern auch für das „nationale Festival des guten Geschmacks“ engagiert, das in diesem Jahr zum siebten Mal in Poznan stattfand. Der gelernte Restaurantfachmann und studierte Hotelbetriebswirt erklärt: „Solche Festivals sind, ebenso wie der Wettbewerb „Geschmack der Regionen“, eine gute Chance für die polnischen Produzenten, sich über die polnischen Grenzen hinaus bekanntzumachen.“
Rund 150 Aussteller präsentierten auf dem Marktplatz der fünftgrößten Stadt Polens Mitte August regionale Spezialitäten – darunter geräucherte Dörrpflaumen, das traditionelle Martinshörnchen, eine Art Croissant mit Nussfüllung, ein geschmacklich exzellenter Hirtenkäse, kräftig gewürzte Schweinewürste und die delikaten Osiecki-Gurken. Die sechs bis acht Zentimeter lange, samenfeste Landsorte wird mit Dill, Knoblauch, Meerrettich und Sauerkirschblättern in Salzwasser eingelegt und milchsauer vergoren. „Ihr Geschmack ist schwer zu beschreiben“, so Hotelmanager Foelske, „leicht säuerlich, wenig salzig, aber würzig, anders jedenfalls als die klassische saure Gurke in Deutschland.“
Obowhl Poznan´ von Berlin aus in zweieinhalb Stunden per Bahn zu erreichen ist, war die Schar deutscher Feinschmecker auf diesem Festival überschaubar. „Schade eigentlich“, so Marco Foelske.