Geschichten, die das Leben schreibt – wie die Jihyun Seo, ihrem Mann Sang-Won Lee und deren Tochter Hyun-Ju. Die Familie lebte auf Jeju, einer Insel in der Koreastraße, 90 Kilometer vor dem Festland. Jihyun Seo, die diplomierte Küchenmeisterin, arbeitete im Restaurant ihrer Eltern, und Sang-Won Lee betrieb als Unternehmer eine Reihe von Elektronikfachgeschäften. Ihrer Tochter bescheinigten Experten eine große Zukunft als Pianistin und rieten zu einer Ausbildung in Europa, am besten im Land von Beethoven, Brahms und Schubert.
Doch das Kind allein nach Deutschland schicken – für Jihyun Seo und Sang-Won Lee ein Ding der Unmöglichkeit. Nach vielen schlaflosen Nächten und noch mehr familiären Diskussionen trafen sie eine Entscheidung. An einem Tag 2008 landeten sie in Berlin. Außer Ja, Nein und Ach so kannten sie kein einziges deutsches Wort. Sie lernten die schwere fremde Sprache, gewöhnten sich nicht nur ans Händeschütteln und begannen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Am 9. September 2009 eröffneten sie mit Hilfe koreanischer Freunde, die schon länger in Berlin lebten, ihr Restaurant Madang. „Man lernt, sich durchzuboxen“, lächelt Sang-Won Lee.
Wir lächeln auch, denn sowohl die hagere Figur des 49-jährigen als auch seine Kleidung legen die Vermutung nahe, dass er sich wohl eher mit einer koreanischen Kampfsportart beschäftigt. Unsrer Nachfrage bestätigt: Sang-Won Lee ist ein Meister des Taekwondo. Daher mag wahrscheinlich auch die Ruhe und Gelassenheit rühren, mit der er den Service im Madang managt, selbt im größten Trubel.
Restaurant Madang
Gneisenaustraße 8
10961 Berlin-Kreuzberg
www.facebook.de/madang.berlin