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Eat!Berlin 2019 – eine (vegetarische) Festivalnachlese Teil 2

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Eat!Berlin – Garantiert vegetarisch

Ein paar fleischfressende Feinschmecker-Freunde moserten zwar: Weshalb ausgerechnet zur eat!berlin statt Kobebeef Kohlrabimief? Solcherart Entrüstung verhallt jedoch hierzulande inzwischen ungehört.

Zu den rund acht Millionen Vegetariern und über 900.000 Veganern, die es nach Schätzungen des Vegetarierbundes in Deutschland gibt, kommen zahlreiche Teilzeit Vegetarier, die nur wenig Fleisch essen.

Umfragen ergaben bereits vor einigen Jahren, dass jeder zweite Deutsche an drei oder mehr Tagen in der Woche auf Fleisch verzichtet. „Die Zielgruppe für eine Gemüseküche auf Spitzenniveau ist inzwischen dermaßen groß“, so eat!berlin-Festivalleiter Bernhard Moser, „dass wir uns entschieden, in diesem Jahr zum ersten Mal eine vegetarisch-vegane Serie zu organisieren, auch um zu zeigen, dass vegetarische oder vegane Gerichte nicht a priori fade und trostlos sein müssen.“

Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Insgesamt fünf deutsche Spitzencuisiniers folgten der Einladung nach Berlin und zeigten im Restaurant der Max-Schmeling-Halle, was man mit Können, Leidenschaft und Liebe zum Gemüse so auf die Teller bringen kann.

Hinzu kam der schon traditionelle Abend im Cookies Cream, Berlins einzigem vegetarischen Sternelokal. Wir wissen natürlich nicht, ob – und wenn ja – wie viele Ausbilder und Berufsschullehrer Gäste dieser Veranstaltungen waren. Was wir wissen:

Hier gab es die besten Anregungen für die Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel jenseits des vegetarischen Dilettantismus, der in noch viel zu vielen Restaurants regiert – und seine Ursache nicht zuletzt in der Kochausbildung hat.

 

 

Privat sind Stephan Hentschel und Ricky Saward zwar kulinarische Normalos, in ihrem Job allerdings verzichten sie auf Fleisch und Fisch.

Sowohl Hentschel im Berliner Cookies Cream als auch Saward im Frankfurter Seven Swans kochen ausschließlich vegetarisch und das auf dermaßen hohem Niveau, dass beide auch Michelinstern-Träger sind.

Zur eat!berlin lud Hentschel seinen Kumpel in die Hauptstadt ein, Saward kam, brachte Gemüse vom Swans eigenen Biobetrieb sowie allerliebst gestaltete Speisekarten mit und zauberte mit seinen und den Cookies-Cream-Leuten herausfordernde kulinarische Visionen auf die Teller.

Es gab viel Beifall und noch mehr anerkennende Kommentare: Mein lieber Schwan!

 

 

„Antoniewicz, Kellermann, Krolik, Schmidthaler, Sudhoff“, Altmeister Franz Raneburger spulte die Namen seiner kochenden Gäste ohne Zuhilfenahme eines Programmzettels herunter.

Raneburger, in seinem legendären „Bamberger Reiter“ von 1983 bis 1998 selbst Sterne- und 1997 auch Berliner Meisterkoch, fungierte im eat!berlin-Veggiequartier Max-Schmeling-Halle als Gastgeber.

Der 71-jährige Tiroler betreibt hier gemeinsam mit seiner Partnerin Marija Vojkovic das prominente Edelweiß Catering und kennt deshalb die Gegebenheiten und Möglichkeiten von Küche und Keller dieses Ortes aufs Beste.

In der Halle, die einst im Rahmen der Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2000 als Boxhalle gebaut und nach dem Scheitern der Olympiabewerbung zur Multifunktionshalle für Schul- und Vereinssport, Konzerte und Shows erweitert wurde, gibt es auch ein Restaurant mit angeschlossener Küche.

 

 

Früher hieß es mal „Albatros“, aber seit etlichen Jahren ist es namenlos und geschlossen und wird lediglich für wenige Veranstaltungen genutzt – trotz seines edlen Ambientes.

Hier also ging „Vevolution“, die vegetarisch-vegane eat!berlinSession über die Bühne. Fünf von den sieben geplanten kulinarischen Abenden waren ausverkauft.

Die Menüs von Benjamin Biedlingmaier aus Dresden und dem Münchner 2-Sterne-Koch Bobby Bräuer allerdings fanden keine ausreichende Zahl feinschmeckender Interessenten und mussten abgesagt werden.

An den beiden Küchenchefs lag das sicher nicht, möglicherweise eher daran, dass an ihren Auftrittstagen jeweils fünf parallele hochkarätige Veranstaltungen stattfanden und bei der Qual der Wahl Biedlingmaier und Bräuer eben das Nachsehen hatten.

Wir meinen dennoch, dass „Vevolution“ das Zeug hat, ein echtes eat!berlin-Markenzeichen zu werden.

 

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