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Pläydoyer für die Kulturheidelbeere – Saisonbeginn 13.7.19

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In Kremmen hat gerade die zweite Jahreszeit begonnen – die der Kulturheidelbeere. „Spargel ade, Heidelbeere olé sozusagen.“

Malte Voigts, ein sympathischer Zwei-Meter Mann, ist der Chef auf dem Hof. Personalbürokratisch korrekt heißt sein Job Geschäftsführer der Spargelhof Kremmen GmbH & Co. KG.  Voigts, Jahrgang 1977, stammt aus einer niedersächsischen Bauernfamilie, die seit Generationen in Holthusen in der Lüneburger Heide ansässig ist. Er studierte Agrarökonomie in Göttingen und kam 2007 als Produktionsleiter Ackerbau nach Kremmen. Seit 2010 führt der 41-Jährige die Geschäfte des Spargelhofes nordwestlich von Berlin und spricht mit uns über ’seine‘ Heidelbeeren.

Jetzt dreht sich in Kremmen also alles um die Heidelbeere?

Ja, wir haben den Start in die Kulturheidelbeer-Saison am 13. Juli auf unserem Bauernhof nördlich von Berlin gebührend gefeiert, der Erntebeginn erfolgte schon ein paar Tage früher, die Selbstpflücke läuft und unser Hofladen sowie unser Heidelbeercafé und das Hofrestaurant sind voll im Heidelbeermodus.

Ziemlich viel Wirbel um das blaue Früchtchen.

Ich finde, dass die Kulturheidelbeere eine weit größere Aufmerksamkeit verdient hat als sie derzeit hierzulande bekommt.

Weshalb?

Da ist zum einen ihr hervorragender Geschmack und zum anderen hat sie auch in puncto Nährstoffe weit mehr zu bieten als beispielsweise die allerorts gehypte Gojibeere.

Einheimisches Obst erscheint vermutlich vielen Verbrauchern als weniger sexy als solches aus weit entfernten Ländern.

Das sehe ich genau so. Und ich sage auch: Exotik kann doch nicht alles sein. Um auf die Kulturheidelbeere zurückzukommen: Wenn schon der Prophet im eigenen Land nichts gilt, in den USA etwa liegt sie als sogenanntes Superfood absolut im Trend.

Kein Wunder, dort wird sie ja auch schon seit 100 Jahren kultiviert.

Das ist aber kein besonders gutes Argument. Auch in Deutschland gibt es seit Anfang der 1920er Jahre Kulturheidelbeerplantagen.

Oder es fehlt ihr die Lobby. Wenn ein Supermodel wie Miranda Kerr Kulturheidelbeeren in ihren Smoothie mixt oder über ihren Salat streut, dann ist ganz Amerika eben aus dem Häuschen.

Mir würde es ja schon reichen, wenn sich mehr deutsche Spitzenköche der Kulturheidelbeere annähmen, um ihr kulinarisches Potential stärker auszuschöpfen oder wenn in einer der vielen Fernsehkochsendungen mal über den ernährungsphysiologischen Wert der Kulturheidelbeere gesprochen würde.

Worin besteht er denn?

Da kommt eine ziemliche Latte zusammen. Kulturheidelbeeren sind kalorienarm, reich an den Vitaminen A, B1, B2 und C, sie enthalten erhebliche Mengen an Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen, mehr übrigens als die Waldheidelbeere. Hinzu kommt, dass ihr hoher Gehalt an Anthozyanen sie schädliche Radikale im Körper entschärfen lässt. Kulturheidelbeeren stärken das Immunsystem, wirken stressmindernd, können die Wände der Blutgefäße festigen und den Alterungsprozess von Körperzellen verzögern. Und das ist noch längst nicht alles.

Wie groß sind Ihre Heidelbeerplantagen?

Wir haben vor fünf Jahren mit einer Fläche von 6,5 Hektar begonnen, liegen jetzt bei über 15 Hektar und wollen in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiter zulegen – 35 bis 50 Hektar, das ist unser Ziel. Wir machen das Schritt für Schritt, weil der Anbau der Kulturheidelbeere eine kostenintensive Angelegenheit ist. Wir rechnen von der Bodenvorbereitung und Pflanzung bis zur ersten Ernte mit rund 60.000 Euro. Das Pflücken ist übrigens reine Handarbeit.

Für welche Sorten haben Sie sich in Kremmen entschieden?

Wir setzen auf Sorten, die uns geschmacklich überzeugt haben, insgesamt vier: die frühe Sorte ‚Duke‘, die etwas spätere Sorte ‚Bluecrop‘ und die Sorten ‚Liberty‘ und ‚Draper‘.

Wie sichern Sie eigentlich die derzeit viel diskutierte Bestäubung der Heidelbeerblüten im Mai?

Auch dabei betreiben wir enorm viel Aufwand, denn das Insektensterben macht nicht Halt vor den Toren von Kremmen. So finden Sie zum Beispiel rund um unsere Kulturheidelbeerflächen viele Blühstreifen mit Wildblumen, um deren Erhalt wir uns intensiv kümmern. Wir bieten Hummeln und Wildbienen sogenannte Insektenhotels und verzichten in unseren Anlagen auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln während der Ernte. Die Besucher unseres Hofes in Kremmen können sich von der Nachhaltigkeit unserer Anbaumethoden jederzeit überzeugen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Voigts.

SPARGELHOF KREMMEN
Groß-Ziethener Weg 2
16766 Kremmen
Tel. 033055 – 20 80
www.spargelhof-kremmen.de

Alle Informationen zu den Veranstaltungen auf dem Hof finden Sie unter: www.spargelhof-kremmen.de/veranstaltungen/

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