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Süßes Trio – Mery Crosato

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Sieben Kilogramm Gebäck pro Kopf und Jahr – das ist in Deutschland der statistische Durchschnitt.

Der Cantuccini-Anteil an dieser Menge dürfte ziemlich gering sein. Aber Maria Crosato ist sich sicher, dass sie mit ihren hausgemachten Kreationen ein bisschen dazu beitragen kann, das zu ändern.

„Ihr müsst noch lernen, was wirklich gut ist“, flachst sie.

 

 

Die 36-Jährige stammt aus Santorso, einem Städtchen in der Veneto-Provinz Vicenza: „5.000 Einwohner und ein Berg.“ Maria Crosato – „nennen Sie mich Mery, Maria sagt nur meine Mutter, wenn sie sauer ist“– also Mery studierte Politikwissenschaften in Padua, bekam einen Job bei der Arbeitslosenvermittlung, wurde dann selber arbeitslos.

Dazu die allgemeine Misere selbst im wohlhabenden Venetien, die veralteten Wirtschaftsstrukturen, eine ineffiziente Bürokratie und letztlich auch die Tatsache, dass es für Unternehmensgründer in Italien weder Starthilfe von Banken noch Unterstützung vom Staat gibt – das alles ließ bei Mery und ihrem Partner den Entschluss reifen, das Land zu verlassen.

„Vor allem haben wir uns Sorgen um die Zukunft unserer Kinder gemacht.“

Ihr Traumziel: Spanien.

Weil es aber auch dort kräftig kriselte, kamen sie nach Deutschland.

Das war 2012…

Inzwischen betreibt Mery Crosato die erste italienische Cantuccini-Manufaktur in Berlin, deren wichtigste „Werkzeuge“ ihre Familie beisteuerte:

Nonna Maria, Merys Großmutter, die traditionellen Rezepte und Babbo Manrico, ihr Vater, ein spezielles Nudelholz, größer und schwerer als die handelsüblichen Geräte, mit dessen Hilfe sie den Teig besser in Form bringen kann.

Sieben Sorten backt sie zur Zeit und beweist, dass Cantuccini nicht steinhart, staubtrocken und zuckersüß sein müssen.

Pikantknusprig zum Kaffee, Tee oder ganz klassisch zum Gläschen Vinsanto ist das Italo-Gebäck una bella cosa mit hohem Suchtfaktor.

 

 

„In der traditionellen italienischen Küche waren Süßspeisen nie besonders wichtig“, erklärt die Cantuccini-Bäckerin, „wahrscheinlich, weil es immer frische Früchte gab, die gut zum Käse passten, der zum Schluss eines Menüs serviert wurde.“

Dennoch schafften es einige Dolci italiani in die Weltelite der Desserts – auf jeden Fall das Gelato, dessen Siegeszug zumindest in Europa von Italienern begründet wurde; natürlich die Panna Cotta, deren Ursprünge im Piemont liegen und sicher auch die toskanischen Cantuccini, jenes rustikale Mandelgebäck, das dem strengen und sparsamen Wesen der Toskanaküche so sehr entspricht.

Meist werden die Kult-Kekse (sorry, Mery) als Nachtisch angeboten – entweder zum Espresso, besser aber zu einem Glas Vinsanto, einem goldgelben Dessertwein, der aus Trockenbeeren gekeltert und mindestens drei Jahre im Fass gelagert wird.

„Es gibt den Vinsanto sowohl edelsüß als auch halbtrocken und sherryähnlich trocken“, so Mery Crosato.

Sie bevorzugt die liebliche Variante. „Cantuccini in den Wein stippen bis die Kekse genügend Flüssigkeit aufgenommen haben, dann in den Mund nehmen, die Augen schließen und genießen.“ Mery weiß, wie man Cantuccini-Skeptikern das spröde Gebäck schmackhaft macht.

 

SüßMery

Gubener Straße 3a
10243 Berlin-Friedrichshain
Tel. 0159 — 01 04 11 74

www.suessmery.com

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