Wer sonst nichts wird, wird Wirt. Das gilt sicher auch heute noch hier und da, aber die Zeiten, in denen Achtklässler mit zwei Wiederholungen das Kellnern und Kassieren lernten, um dann mal eben rasch ein eigenes Lokal zu eröffnen, sind wohl doch vorbei.
Eher herrscht heute das andere Extrem: Wer schon was ist, wird Wirt. Ein Beispiel zum Beleg dieser These waren eine Künstlerin und eine Ärztin, die gemeinsam in Prenzlauer Berg den Restaurantcontainer „Till The Cows Come Home“ betrieben.
Es war nicht das Geld, das die beiden Frauen antrieb, sondern eine Vision, die sie auf eine kurze Formel brachten: „Revamp your taste!“, stand auf ihrer Speisekarte, „Frische deinen Geschmack auf!“
„Schmackhaftes und gesundes Essen, das ist unser Ansatz“, erklärten sie damals. „Und es muss appetitlich aussehen.“ Ihre vegetarische Slow Food Kitchen erfüllte diese Anforderungen voll und ganz. „Holy Cow“ hieß beispielsweise eines der Frühstücksangebote. Dahinter verbarg sich geröstetes Sironi-Landbrot (Markthalle Neun in Kreuzberg) mit Avocado, pochiertem Ei, frischem Koriander und Zitrone.
Das ist küchentechnisch sicher keine besondere Herausforderung, aber darauf kommen muss man. Und auch das Auge aß hier freudvoll mit. Leicht, schlicht und geschmacklich harmonisch das Zitronenrisotto mit saisonalem Bio-Gemüse, gerösteten Pinienkernen, Parmesan, frischem Basilikum und Minze sowie die rohen Zucchininudeln, mit getrockneten Tomaten und Cashewpesto. „Till The Cows Come Home“ sollte ein Rückzugsort aus dem urbanen Alltag sein, ein Mikrokosmos, in dem man sich Zeit für die wichtigen Dinge nimmt: für sich selbst, das Essen, die Freunde, das Glück – um schließlich gestärkt wieder in das Leben der Großstadt einzutauchen“, so formulierten die Inhaberinnen das Ziel ihres Tuns.
Damit nahmen sie damals unter den rund 100 vegetarischen Restaurants in Berlin durchaus eine besondere Stellung ein. Ethik plus Nachhaltigkeit und dazu viel Geschmack, so lautete die Till-The-Cows-Come-Home-Antwort auf die faden Salat- und Nudelberge mancher Veggie-Lokale. Um auf den Anfang dieses Berichtes zurückzukommen – möglicherweise muss man eben manchmal „schon etwas sein“, um ein solches Konzept auszuarbeiten und umzusetzen.
TILL THE COWS COME HOME
Schönhauser Allee 9
10119 Berlin-Mitte
Leider geschlossen!!